Großes Kinderkino mit viel Sprengmaterial und wenig Sprengkraft.

V wie Vendetta

Großes Kinderkino mit viel Sprengmaterial und wenig Sprengkraft.

24.11.2015

Von ust

V wie Vendetta

Berlin-Neukölln gilt als noch eine Nummer härter als Kreuzberg. Für den 15-jährigen Michael ist es der Ort, wo er von einem Tag auf den andern für sich selbst einstehen muss. Noch auf dem Schulhof schlägt eine Gang dem Neuen aus dem gutbürgerlichen Zehlendorf die Nase blutig. Ein beinahe harmloser Zwischenfall im Vergleich zu dem, was Michael noch bevorsteht.

Ihm ist sofort klar, dass weder sein Klassenlehrer noch seine Mutter ihm aus dieser Situation heraushelfen werden. Nun versinkt der eher jünger wirkende Junge nicht etwa in Selbstmitleid und Passivität ? er handelt von nun an für sich selbst. Michael (wunderbar souverän: David Kross) fällt dem Dealer Hamal (Erhan Emre) auf, der sich als italienischer Dandy stylt.

Hamal ist eine der elegantesten Erscheinungen im Viertel, wo sich triste Billigläden, dubioser Trödel und Wettbüros aneinander reihen. Dass Michael so harmlos wirkt, macht ihn zum idealen Drogenkurier. Und natürlich achtet Hamal auch darauf, dass Erols Gang dem Jungen nicht mehr zu nahe tritt. Als Hamal Michael nicht nur Dope, sondern eine wertvolle Kokainlieferung anvertraut, kommt es zu einem folgenreichen Zwischenfall.

Doch „Knallhart? erzählt nicht etwa die x-te typische Getto-Geschichte. Der Film lenkt den Blick auf die Ränder einer Gesellschaft, die ganze Stadtteile tendenziell sich selbst überlässt. Und zwar nicht im fernen New York, sondern mitten in Berlin. Wie schnell dabei gerade Kinder, die auf keinerlei Rückhalt zählen können, das (Gewalt-)Recht des Stärkeren zu spüren bekommen, erzeugt ein Gefühl der Ausweglosigkeit, das den Film prägt. Seine verwaschenen Farben rücken einem die Straßenzüge fern, als sähe man sie in einem bizarren Traum. Michael aber hat keine Zeit, innezuhalten, und erst recht nicht dazu, einfach Kind zu sein (ab 12). dhe