Tanzfilm und Mädchendrama vor dem Hintergrund des rigiden indischen Kastensystems.

Vanaja

Tanzfilm und Mädchendrama vor dem Hintergrund des rigiden indischen Kastensystems.

23.11.2015

Vanaja

Beirut, ist das nicht der Schauplatz ewiger Kriege und Bürgerkriege, Brutstätte so mancher islamistischer Terrorzelle? In dem Film der libanesischen Regisseurin Nadine Labaki merkt man davon nichts. Moslems und Christen pflegen einen fast schon demonstrativ friedfertigen Umgang, und das freundliche Viertel, in das der Film entführt, scheint Beiruts alten Ruf als „Paris des Ostens? wiederbeleben zu wollen. Goldenbraune Farben und melancholische (Tango-)Musik machen den Sehnsuchtsort perfekt.

Knotenpunkt der Ereignisse ist ein von jungen Frauen betriebener Schönheitssalon (das „Caramel? des Titels dient hier der Beinenthaarung). Von dort aus schweift der Blick in die nähere Umgebung, wo einige gewöhnliche Schicksale ihren Lauf nehmen. Eine Friseurin macht sich Sorgen, weil sie nicht unberührt in die Ehe geht. Eine alternde Schauspielerin rangelt um die Rolle in einem Werbespot. Eine verrückte Alte sammelt in der Hoffnung auf einen Liebesbrief täglich alle Strafzettel in der Straße ein. Ein lieber Polizist himmelt heimlich seine Nachbarin an, die wiederum unter der Schäferstündchen-Beziehung mit ihrem verheirateten Lover leidet. Zwischen einem einsamen Witwer und einer verhärmten Schneiderin entspinnt sich eine schüttere Romanze.

Solche teils süßen, teils zartbitteren Begebenheiten verzurrt Regisseurin Labaki zu einem vorwiegend heiteren Panorama des Alltagslebens ? mit besonderem Augenmerk auf die Steinchen, die Frauen mit dem Willen zur Selbstbestimmung in den Weg gelegt sind. Ab und zu schimmert durch die Allerwelts-Probleme auch härterer Konfliktstoff wie Homosexualität oder die Unerbittlichkeit des Patriarchats ? vertieft wird er aber nicht. In Interviews räumt Labaki ein, dass bei allem Realismus im Detail das Gesamtbild von viel Utopie durchdrungen sei. Kein Problem ? auch dafür ist das Kino da.