Vollblüter

Vollblüter

Ästhetisch stilsicherer Thriller mit rauschhafter Sogwirkung um zwei Mädchen aus der Oberschicht, die einen Mord planen.

07.08.2018

Von Madeleine Wegner

Vollblüter
No VideoFile found.

Es soll Mädchen geben, die eine sehr emotionale Verbindung zu Pferden pflegen. Auf Amanda (Olivia Cooke) trifft das nicht zu. Sie hat ihr Pferd, mit dem sie viele Turniere gewonnen hat, umgebracht. Doch nichts ist unbedingt so, wie es scheint. Amanda ist ein eigenwilliges Mädchen, von sich selbst sagt sie, dass sie nichts fühlt. „Das macht mich nicht zwangsläufig zu einem schlechteren Menschen. Ich muss mich nur mehr anstrengen“, sagt die bedingungslos ehrliche Außenseiterin.

Sie trifft auf eine ebenfalls geübte Schauspielerin. Lily (Anya Taylor-Joy) weiß, wie man sich nach allen Seiten freundlich gibt. Selbst den Hass gegenüber ihrem Stiefvater Marc (Paul Sparks) lässt sie sich nicht anmerken. „Hast du schon mal daran gedacht, ihn umzubringen?“, fragt Amanda in ihrer unterkühlten Art. Es ist der Beginn einer schrägen und abgründigen Freundschaft.

Das Regie-Debüt des Drehbuchautoren Cory Finley ist von großer visueller Kraft (Kamera: Lyle Vincent), begleitet von effektvoll eingesetzter Musik (Erik Friedlander). Durch die beiden Figuren und das großartige (Zusammen-)Spiel der Protagonistinnen entwickelt der Film einen faszinierenden Sog – trotz einer an sich wenig tragenden Geschichte. Letzteres führt zu dem Eindruck, dass der Film sein Potenzial nicht komplett ausschöpft.

Die beiden jungen Frauen entwickeln einen Plan und spannen den Kleinganoven Tim (der früh verstorbene Anton Yelchin in einer seiner letzten Rolle) ein. „Deine Freundin ist unheimlich“, sagt er. „Ich weiß“, antwortet Lily. Doch ist wirklich die gefühlskalte Amanda die unheimliche? Als Gegenspielerinnen sind sich die beiden auf unheimliche Art letztlich ähnlich.

Ist Moral rational? Ihr zu folgen reine Gefühlssache? Wie die beiden Mädchen mit ihren Abgründen – zwischen Gefühlsleere und kalter Kalkulation – umgehen, das scheint den Kern dieses Psychothrillers auszumachen.

Schöpft sein Potenzial nicht aus, überzeugt jedoch visuell und durch das Spiel der beiden Protagonistinnen.

Zum Artikel

Erstellt:
07.08.2018, 15:14 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 07.08.2018, 15:14 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.