Schade, dass jetzt nicht Georgimarkt ist, sonst hieße es: Auf zum Kittelschürzen-Kauf!

Volver - Zurückkehren

Schade, dass jetzt nicht Georgimarkt ist, sonst hieße es: Auf zum Kittelschürzen-Kauf!

24.11.2015

Von ust

Volver - Zurückkehren

Die Welt ist zweigeteilt. In ihr gibt es Männer, und in ihr gibt es vor allem die Frauen. Bei den Frauen tobt das Leben, die Männer sind Randfiguren, sie sind Täter und Opfer. Die Frauen hingegen sind Opfer und Täter. Letzteres ist mit Sicherheit die bessere Reihenfolge. Männer werden angezündet, erstochen, verschwinden einfach ? keine fragt noch lange nach ihnen. Doch verschwundene Frauen beschäftigen die Erinnerung lebenslang, und sie vermögen auch Wunder zu vollbringen: Da glaubt man gerade noch, sie seien mausetot und schon tauchen sie wieder auf.

Dass Regisseur Pedro Almodóvar die Frauen mag, ist kein Geheimnis, und dass er seine Liebe schon über viele Filme erklärt hat, ebenfalls nicht. Natürlich kann sich niemand dem Charme einer schönen Gina-Lollobrigida-haften Raimunda (Penélope Cruz) entziehen. Aber auch deren alte, wieder auferstandene Mutter (Carmen Maura) und selbst eine billig aufgemachte, üppige Hure kann er zu anbetungswürdigen Wesen machen.

Es kommt eben nur auf die Perspektive an. Die Kamera beobachtet in diesem Film die Frauen oft von oben. Das hat den Vorteil, dass man besser in ihre Dekolletés gucken kann, und man kann auch besser sehen, welche Art von Arbeiten sie verrichten. Man sieht die kreiselnden Bewegungen beim Abspülen, beim Rühren, beim Wischen, beim Kochen. Wo findet die Wiederholung ein besseres Refugium als im Haushalt? So viele Schürzen sah man schon lange nicht mehr in einem Film.

Die Wiederholung hat etwas Tröstliches. Auch die Grabpflege gerät zum kollektiven Hausputz. „Volver? heißt zurückkehren, das gilt auch für die Toten. Manche leben zwar ohnehin in der Erinnerung fort, aber eine von ihnen darf tatsächlich zurückkehren, um eine alte Schuld abzutragen.

Doch der Vater-Tochter-Missbrauch, der hinter dieser Schuld steht, hat sich schon in die nächste Generation fortgesetzt und die nächste Schuld erzeugt. So gesehen wäre „Volver? ein pessimistisches Werk. Aber es nimmt sich zum Glück nicht allzu ernst. Es setzt seine Komik leise und gezielt mitten hinein ins Melodram.

Zwar war selten so viel Solidarität und Anteilnahme unter Frauen, aber andererseits gibt es zwischen all den Süßen auch einen nicht abtragbaren Berg von Schuld, Geheimnissen und Kellerleichen. Almodovars Frauen ähneln irgendwie den Stoffen ihrer Kittelschürzen. Die Karos stehen für die kalkulierende Strenge, die Blumen für die wilde Phantasie und Lebenskraft ihrer Trägerinnen.