The Rock prügelt sich wacker durch einen verblüffend klassisch gestrickten Hinterwald-Krimi.

Walking Tall - Auf eigene Faust

The Rock prügelt sich wacker durch einen verblüffend klassisch gestrickten Hinterwald-Krimi.

24.11.2015

Von ST

Walking Tall - Auf eigene Faust

Nach Ang Lee („Tiger & Dragon?) und Zhang Yimou („Hero?) hat sich mit Takeshi Kitano nun ein dritter ostasiatischer Regie-Meister entgegen seiner Gewohnheit einen historischen Schwertkämpfer-Stoff vorgeknöpft. Auf den ersten Blick ist die Version des japanischen Allround-Entertainers („Hana-bi?) die bescheindenste ? ohne spektakuläre Action, aufwendige Massen-Choreografie und verwegene Farbeffekte. Weniger sehenswert ist sie deswegen nicht.

Die im 19. Jahrhundert angesiedelte Handlung führt in ein abgelegenes Bergdorf, wo sich zwei Clans erbarmungslos bekriegen und nebenher das einfache Volk schurigeln. Dorthin kommt eines Tages der blinde Zatoichi (Kitano), ein äußerlich freundlicher Tattergreis, der mit niemandem Händel sucht. Wer ihn jedoch reizt, etwa beim Würfelspiel schummelt, ist schnell ein toter oder wenigstens schwer verstümmelter Mann, denn trotz seines Handicaps ist dieser Zatoichi ein brillanter Schwertkämpfer. Logisch, dass die Lokalganoven den Senior schwer unterschätzen und dafür einen hohen Blutzoll zahlen. So weit alles ganz konventionell.

Das Besondere an „Zatoichi? ist, dass sich Kitano für die äußerliche Dramatik kaum und für Treu-und-Ehr-Geschwurbel à la „Last Samurai? überhaupt nicht interessiert. Dagegen wimmelt es hier von Witzfiguren, die im Guten wie im Bösen den köstlichsten Unfug treiben. Die mythische Figur des wortkargen Rächers, unsereins vor allem aus Italowestern bekannt, sorgt mehr für Heiterkeit als Angst und Schrecken. Völlig irrsinnig wird es, wenn die Bergbauern am Ende ihre Befreiung mit einer ausgelassenen Steptanz-Show feiern. Wem das Samurai-Genre nicht gerade heilig ist, wird hier seine helle Freude haben, mehr sogar als bei Tarantinos vergleichsweise überanstrengtem „Kill Bill?.

Bei alldem verliert sich der Film keineswegs im Klamauk. Jeder Gag ist exakt getimt und präzise in die Kulisse der elegant und respektvoll mit klassischen Motiven spielenden Geschichte eingebaut. Ganz nebenbei kommt auch Kitanos Hang zur Melancholie nicht zu kurz. Sein Mitleid mit den Einsamen und Beladenen lässt er sich nämlich von keinem Spaß verderben.