Geld oder Zärtlichkeit? Oder wie konstruiert man sich heute eine „Welt der Nacht“?

Wie sehr liebst du mich?

Geld oder Zärtlichkeit? Oder wie konstruiert man sich heute eine „Welt der Nacht“?

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Wie sehr liebst du mich?

Was macht ein Mann, der schon ganz traurig geworden ist in seinem Bürojob, dem die Resignation ins Gesicht geschrieben steht? François jedenfalls besorgt sich eine Prostituierte. So weit der gnadenlos chauvinistische Plot. Doch Regisseur Bertrand Blier nimmt ihn zum Anlass für eine Farce über die „Welt der Nacht?, die Einsamkeit des Begehrens.

François hat eben 4,5 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Die gesamte Summe will er für Daniela einsetzen, in Monatsraten zu 100 000 Euro, so lange, bis das Geld aufgebraucht ist. Daniela wirkt wie eine Kreuzung aus Anita Ekberg und Isabelle Adjani, wenn sie auch nicht ganz deren Raffinesse besitzt. Sie stellt nur eine Bedingung: François dürfe ihr nichts antun, er dürfe sie nur „mit zärtlichen Händen? berühren. Schon auf der Treppe zu seiner Wohnung hat er den ersten Herzanfall. Aus Angst vor der nahen Realisierung seiner Wünsche? Bald tun sich immer neue Hindernisse auf, die das handelseinig gewordene Paar von einem neuerlichen, jeweils wie ein Operncrescendo inszenierten Orgasmus abhalten. Der Arzt, die Nachbarin, die Arbeitskollegen ? es ist unglaublich, wie viele Außenstehende sich plötzlich dafür interessieren, wieso François auf einmal so glücklich aussieht.

Besonders aufgebracht ist Unterwelt-Boss Charlie (Gérard Depardieu), der angestammte Lover Danielas. Wenn ein Boss genervt ist, hat das natürlich Folgen, und es irrlichtert kräftig „noir? wie in der Schwarzen Serie. Daniela wiederum fühlt sich in François? Wohnung nicht so richtig glücklich: „Ich bin eine Hure; ich gehöre in eine Bar. Wenn ich zu Hause bleibe, nimmt der Tag kein Ende.? Vielleicht ist ein bisschen viel Lingerie und Busenwunder in den Film geraten. Aber er bedient eben einen chauvinistischen Plot.