Sex ist nur das halbe Leben: Mexican Pie mit Hintersinn und Stil.

Y tu mama tambien

Sex ist nur das halbe Leben: Mexican Pie mit Hintersinn und Stil.

24.11.2015

Von che

Y tu mama tambien

Wenn sich ein lateinamerikanischer Film gegen die Übermacht Hollywoods behaupten will, muss er schon was Besonderes bieten. Grausame Gewalt wie "Amores perros" oder - der alte Trick - semipornografischen Sex, wie ihn sich die prüden Nordamerikaner nie zu zeigen getrauen würden. So sehen wir gleich zu Beginn von "Y tu mamà también" ein hitzig kopulierendes Pärchen, und auch der Rest des mexikanischen Films spart nicht mit verbal und visuell verabreichten Anzüglichkeiten.

Auf den ersten Blick scheint die Handlung auf eine drastische Latino-Variante von "American Pie" hinauszulaufen: Zwei unter hormonellem Überdruck stehende Jungs fahren mit einer willi-gen Schönheit hinaus aufs Land. Dass Ficken und Blasen nicht das ganze Leben sind, erfahren wir aber schon bald, wenn Bilder von bäuerlicher Armut oder Polizeigewalt wie Blitzlichter ins Wageninnere dringen. Alle paar Minuten stoppt Regisseur Alfonso Cuarón den lässigen Groove des Roadmovies und lässt einen Erzähler in nüchternem Tonfall von tragischen Begebenheiten - tödlichen Unfällen, sozialen Katastrophen - berichten.

Das mag sich aufgesetzt anhören, hält den Film aber in einer merkwürdig irritierenden Schwebelage. Cuaróns kontrastreiche Bildsprache zwischen Landschaftsmagie und ruppigem Handkamera-Realismus macht das Wunder perfekt: Der banale Plot über pubertäres Teenie-Geplänkel gerät zur meisterlichen Filmerzählung.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 37sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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