Handball-WM

Schock-Aus für die deutsche Nationalmannschaft

Deutschland scheitert völlig überraschend im WM-Achtelfinale mit 20:21 an Katar. Damit endet auch die Ära von Bundestrainer Dagur Sigurdsson.

23.01.2017

Von SEBASTIAN SCHMID

Einfach nicht zu fassen: Bundestrainer Dagur Sigurdsson zeigte sich von der unerwarteten Pleite schwer getroffen . Foto: afp

Einfach nicht zu fassen: Bundestrainer Dagur Sigurdsson zeigte sich von der unerwarteten Pleite schwer getroffen . Foto: afp

Paris. Die Amtszeit von Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist mit einem schweren Schlag zu Ende gegangen. Im Achtelfinale der Handball-WM in Frankreich unterlag Deutschland überraschend 20:21 (10:9) gegen Außenseiter Katar, der nur als Gruppenvierter in die K.o.-Phase eingezogen war. Der Europameister hatte alle Vorrundenspiele gewonnen.

In Paris leistete sich die Mannschaft des Deutschen Handball-Bunds am Abend dieses eine schlechte Spiel zum falschen Zeitpunkt, vor dem Sigurdsson bei Turnieren stets gewarnt hatte. „Das ist ein riesiger Schock und mit Abstand die bisher größte Enttäuschung“, sagte der 43-Jährige, der künftig Japans Nationalmannschaft trainieren wird. Wer den Isländer, der im vergangenen Jahr Deutschland sensationell zum EM-Titel und im Sommer zu Olympia-Bronze führte, beerben wird, steht noch nicht fest.

Nach dem plötzlichen WM-Aus übernahm Sigurdsson mit die Verantwortung: „Auch ich habe Fehler gemacht.“ Seine Spieler hatten nach dem Schlusspfiff Mühe, die gezeigte Leistung zu erörtern. Gegen den Asienmeister, den sie bei Olympia vor einem halben Jahr im Viertelfinale locker mit 34:22 besiegten, leistete sich die deutschen Handballer zu viele Fehlwürfe und Fehlpässe. Da half es auch nicht, dass die Abwehr über weite Phasen gut stand und Keeper Andreas Wolff erneut einen starken Tag erwischt hatte. Am Ende waren es die eingebürgerten Rafael Capote mit neun Toren und Danijel Saric mit 43 Prozent gehaltenen Bällen, die den Sieg für den WM-Zweiten von 2015 perfekt machten.

Dabei hatte Deutschland die Partie ohne zu glänzen über weite Phasen im Griff. In Hälfte eins führte der Favorit nach elf Minuten beispielsweise mit 6:2, ehe ein Bruch ins Spiel kam. Dann wurde vergeblich zu oft zu schnell das Anspiel an den Kreisläufer versucht.

Trotzdem erkämpften sich der Weltmeister von 2007 in Halbzeit zwei erneut eine komfortable Ausgangslage. 14 Minuten vor dem Schlusspfiff lag Deutschland 17:13 in Front. Als dann Abwehrchef Patrick Wiencek in der 50. Minute seine dritte Zeitstrafe sah und auf die Tribüne musste, kippte die Partie. Im Angriff fanden die Rückraumschützen keine freien Lücken in Katars 6:0-Abwehr. Und wenn dann doch mal ein Akteur durchkam, war Saric zur Stelle. Die Folge: Nach 57:55 gespielten Minuten erzielte Capote das 21:20 – die erste und einzige Führung Katars in der Partie. Da Sigurdssons Team in der verbleibenden Zeit aber kein Treffer mehr gelang, reichte es zum Sieg und Viertelfinaleinzug, wo am Donnerstag Slowenien wartet.

Für die nach dem Schlusspfiff fassungslos vor sich hin starrenden Deutschen geht es hingegen zurück in die Heimat. Sie hatten das Aus, das keiner erwartet hatte, zu verdauen. „Es ist einfach ein beschissenes Gefühl“, sagte Paul Drux. Statt mit dem erhofften WM-Titel endete gestern in Paris die Amtszeit von Dagur Sigurdsson mit einem herben Rückschlag für den deutschen Handball.