Die Schlaghosen und Trompetenärmel konnten nicht weit genug sein, nicht zu viele Blumen das Haar zieren und keine Farbe war zu grell oder ein Muster zu wild: 70er-Jahre-Look war angesagt im Eutinger Brühl, als am Freitagabend die professionelle Coverband „ABBA World Revival“ aus Prag die Festtage zu 1250 Jahre Eutingen eröffneten. Die Frauen holten zu diesem besonderen Anlass die alten Plateau-Schuhe aus dem Schrank und zogen schicke Kleider oder Schluppenblusen im Flower-Power-Stil über. Hauptsache: knallig.

1250 Jahre Eutingen

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Das mehr als zweieinhalb Stunden lange Konzert der zehn tschechischen Musiker versetzte die Eutinger im Festzelt zurück in eine Zeit, in der Popmusik Optimismus und Lebenslust symbolisierte. Mit „Gimme Gimme Gimme“, „S.O.S.“ und „Money, Money, Money“ brachte die Coverband das Eutinger Publikum früh in Tanzstimmung – allerdings hielten diese zu Beginn noch einen Fünf-Meter-Sicherheitsabstand zur Bühne. Das sollte sich im Lauf des Abends jedoch ändern. Denn ABBA steht, natürlich für die Namen der vier Originalsänger, aber auch für zeitlose Partyhits. „Nach einem Sieg haben wir früher im Sportheim immer ABBA gehört und dazu die schönsten Feiern erlebt“, sagte Anja Kiefer, ehemalige aktive Fußballerin beim SV Eutingen. „Wir sind also absolut textsicher!“ Das bewiesen Kiefer und ihre Freundinnen über beinahe die kompletten zweieinhalb Stunden und sangen beinahe genauso laut wie die top gestylten Sängerinnen auf der Bühne, Veronika und Gabriela.

Textsicher bei (fast) jedem Song

Nicht nur diese kleideten sich für ihren Auftritt im obligatorischen Glitzer-Outfit. Während manche Besucher mit dem Hippie-Kostüm der Fasnet improvisierten (was absolut legitim ist), waren die Ergenzinger Ursula und Siegfried Kern vor dem Konzert extra auf Kleidersuche gegangen – mit einem Resultat, das sich sehen lassen konnte: Die weißen Kostüme mit im Bühnenlicht reflektierendem Strass und den Schlaghosen mit Volant waren ein absoluter Blickfang. „Man muss sich ja dem Anlass entsprechend zurecht machen“, sagte Ursula Kern. Echte ABBA-Fans mit echtem 70er-Jahre Outfit also. Doch Vorsicht, denn Kern gesteht: „Die bekannten Songs kann ich natürlich mitsingen, aber bei weitem nicht alle.“ Bei der schwungvollen Tanz-Einlage, die sie und ihr Mann auf den Holzboden im Festzelt hinlegten, soll ihr das verziehen sein.

Zumal die Band selbst mit der Performance der Eutinger hochzufrieden war. Schon im Vorfeld des Festabends hatte Dan Hofrichter, Kapellmeister von „ABBA World Revival“ im Interview mit der SÜDWEST PRESSE betont, dass deutsche Fans die ABBA-Songs am besten kennen. Und daran hält er auch nach dem Freitagabend fest: „Die Eutinger waren fantastisch. Sie haben bei jedem Lied hervorragend mitgesungen“, sagte Hofrichter, der zudem die Organisation rund ums Konzert lobte, im Gespräch mit unserer Zeitung nach dem Konzert. Die Zeilen der Klassiker wie „Mamma Mia“, „Take a Chance on me“ und „Super Trouper“ waren tatsächlich fast ausnahmslos jedem bekannt, egal ob Jugendlicher oder Senior. ABBA eben, zeitlos eben. Und spätestens bei „einem ganz besonderen Lied“, wie Dan Hofrichter ankündigte, waren am späten Abend 1300 Dancing Queens im Eutinger Brühl beisammen. Bei so mancher Tanzkönigin mussten die Plateau-Schuhe zwecks flotteren Schritten ihren vorzeitigen Feierabend hinnehmen. Der Sicherheitsabstand zur Bühne war längst aufgegeben, eine Besucherin durfte bei „Mamma Mia“ sogar selbst einige Zeilen ins Mikro von Veronika singen – und das erstaunlich gekonnt.

Von Cher bis Bruno Mars

Dass die Band- und Musikauswahl nicht an eine bestimmte Altersgruppe gerichtet war, machte den Abend für die Eutinger Besucher umso schöner, sagte beispielsweise Tobias Plaz: „Es ist einfach super, wenn man mit der Familie auf der Tanzfläche steht und die Kinder die Songs genauso gut kennen wie man selbst.“ Schon vor „ABBA World Revival“ hatte die erst 17-jährige Chantal Raible als Vorsängerin ihr Programm dem Event angepasst. Neben neueren Lieder wie Ed Sheerans „Shape of you“ und „Uptown Funk“ von Bruno Mars performte sie souverän und selbstbewusst Chers „If i could turn back time“ sowie „What’s Up“ von den „4 Non Blondes“. Beides Songs, die einem Sänger viel abverlangen, wie der termparamentvolle Ansager Armin Schaffer betonte.

Weil die Besucher im Brühl aber nach Raible und selbst nach der dritten Zugabe von „ABBA World Revival“ noch nicht genug hatten, lieferte DJ Alwin Kiefer von der „Schlagerbar“ bis in die Nacht Disco-Feeling. Für die Eutinger ein zeitloser Abend, der wie die Musik aus Schweden lange in Erinnerung bleibt.