Sozialengagement

1300 Kilometer mit kaputten PCs

Waisenkinder in Saniob dürfen sich dank der Sulzer Hilfsorganisation Orfanis als Tüftler versuchen und ihr handwerkliches Geschick fördern.

27.04.2017

Von Maik Wilke

Im neuen Werkraum des Waisenhauses in Saniob können die Kinder dank Wolfgang Fuoss (links) und Schwester Bonifatia (Mitte) ihr handwerkliches Können erweitern. Privatbilder

Im neuen Werkraum des Waisenhauses in Saniob können die Kinder dank Wolfgang Fuoss (links) und Schwester Bonifatia (Mitte) ihr handwerkliches Können erweitern. Privatbilder

Von Sulz quer durch Baden-Württemberg, Bayern, Österreich und Ungarn bis nach Saniob in Rumänien sind es knapp 1300 Kilometer und laut Google Maps etwa 12 bis 13 Stunden Fahrt. Wenn’s gut läuft. Um diese anstrengende Route auf sich zu nehmen, braucht man eine starke Motivation oder, wie in diesem Fall, eine besondere Fracht: kaputte Computer.

Was sich zunächst skurril anhört, ist schnell erklärt: Die Sulzer Hilfsorganisation Orfanis, die sich ehrenamtlich für Waisen und notleidende Kinder in Familien engagiert, nahm den Weg über die Ostertage auf sich, um im Waisenhaus in Saniob einen EDV-Werkraum zu installieren. Denn die Kinder sollen nicht einfach an neuen Rechnern spielen. „In dem Werkraum finden künftig Workshops statt, die bei den Kindern Interesse an handwerklichem Können wecken sollen“, erklärt der Orfanis-Vorsitzende Wolfgang Fuoss. Denn das Ziel von Orfanis ist klar formuliert: Nicht nur Waren und Güter sammeln, hinfahren und abstellen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Das fünfköpfige Team aus Sulz montierte die Arbeitsplatten und richtete die nötige Elektronik ein – den Kindern konnte das nicht schnell genug gehen. „Die haben schon gewartet und wollten am liebsten gleich mit dem Unterricht anfangen“, sagt Fuoss.

Allerdings durften sie das nicht, aus einem relativ simplen Grund: Sie hatten Ferien. „Im Waisenhaus ist der Wohnort mit dem Schulraum kombiniert“, erklärt Sabine Kitzlinger, die bei Orfanis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Dennoch brachten die ehrenamtlichen Monteure den Mädchen und Jungen den Grundaufbau eines Rechners bei. „Wir haben ihnen das Innenleben gezeigt, also Arbeitsspeicher, Prozessor, Festplatte und so weiter“, berichtet Fuoss.

Damit die einmalige Kurzschulung nicht nach zwei Wochen
vergessen ist, fördert künftig Schwester Bonifatia – eine studierte IT-Fachfrau – in regelmäßigen Workshops das Wissen der Heranwachsenden.

Neben den zu reparierenden Computern brachte Orfanis aber auch funktionsfähige Rechner sowie PC-Systeme und Monitore von der Organisation „Labdoo“ nach Rumänien. Diese sind mit dem Betriebssystem „Linux“ ausgestattet, die den Vorteil haben, dass keine Lizenzgebühren für die Software anfallen. Diese wurden an die allgemeinbildende Schule in Saniob übergeben.

Zudem brachten die Sulzer medizinische Ausrüstung wie Krankenhausbetten, Nachtstühle, Geh-Hilfen und Krücken ins nahe gelegene Oradea. Mit im Gepäck waren Matratzen, Bettroste sowie Kinderkleidung, die von der Kinderbörse aus Rosenfeld übrig geblieben waren.

In der etwa 125 Kilometer von Saniob entfernten Stadt Santana tauschte sich Fuoss noch mit der Rektorin eines Gymnasiums und Berufsschule über die Ausbildungsmöglichkeiten aus. Hier bestehe ein großes Interesse seitens der Rektorin über eine Kooperation in der KFZ-Ausbildung.

Die freiwilligen Helfer von Orfanis installierten die Arbeitsplatten...

Die freiwilligen Helfer von Orfanis installierten die Arbeitsplatten...

... damit die Kinder des Waisenhauses in Saniob gleich kräftig tüfteln konnten.

... damit die Kinder des Waisenhauses in Saniob gleich kräftig tüfteln konnten.

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Erstellt:
27.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 27.04.2017, 01:00 Uhr

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