Großbrand in der Pfäffinger Spätzle-Mall

1,5 Millionen Euro Schaden: In Pfäffingen sind am Donnerstag zwei Geschäfte vollkommen ausgebrannt

Bei einem Großbrand in der so genannten Spätzle-Mall an der Nagolder Straße ist am Donnerstag das „AWG-Modecenter“ vollkommen zerstört worden. Das Feuer griff auch auf den „Schuh-Mann“ über, der in demselben Gebäudekomplex untergebracht war.Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor Ort. Eine Brandwache sichert das Gebäude über Nacht.

14.12.2017

Von Peter Strigl

Brand in Pfäffingen
00:59 min

Ammerbuch-Pfäffingen. Am Einsatzort war ein Großaufgebot von 104 Feuerwehrleuten mit 21 Fahrzeugen im Einsatz. Die Polizei hatte die Nagolder Straße abgesperrt, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Doch die Rauchschwaden zogen bis rauf auf die B 28 am Pfäffinger Ortseingang. Wo sonst Feierabendverkehr herrscht, war an diesem Nachmittag eine Flotte von 30 Rettungsfahrzeugen geparkt. Überall lagen Schläuche, einige Einsatzkräfte standen in Gruppen zusammen, um zu beratschlagen. Auf dem Parkplatz nebenan hatte die Einsatzleitung Stellung bezogen und dirigierte von dort aus die aus Ammerbuch, Tübingen, Rottenburg und Reutlingen angerückten Einsatzkräfte.

Verletzt wurde niemand

Um 13 Uhr hatten Mitarbeiter des Modecenters die Feuerwehr alarmiert. Wie die Polizei am Nachmittag berichtete, hatte vermutlich eine defekte Beleuchtungseinrichtung Feuer gefangen. Die Mitarbeiter versuchten zunächst, die Flammen selbst zu löschen, was ihnen aber nicht gelang. Als die ersten Löschfahrzeuge eintrafen, stand das Gebäude bereits lichterloh in Flammen.Bei einem Großbrand in der so genannten Spätzle-Mall an der Nagolder Straße ist am Donnerstag das „AWG-Modecenter“ vollkommen zerstört worden. Das Feuer griff auch auf den „Schuh-Mann“ über, der in demselben Gebäudekomplex untergebracht war. Der vielen Textilien wegen, die in dem Modecenter lagerten, breitete sich das Feuer rasant aus.

Außenangriff der Einsatzkräfte: 104 Feuerwehrleute kämpften am Donnerstag gegen die Flammen und verhinderten, dass das Feuer auf die angrenzenden Gebäude übergriff. Das Dach des Modecenters stürzte ein, das Geschäft brannte vollständig aus. Bild: Groebe

Außenangriff der Einsatzkräfte: 104 Feuerwehrleute kämpften am Donnerstag gegen die Flammen und verhinderten, dass das Feuer auf die angrenzenden Gebäude übergriff. Das Dach des Modecenters stürzte ein, das Geschäft brannte vollständig aus. Bild: Groebe

Doch damit nicht genug: Weil vorherzusehen war, dass das Dach einstürzen würde, musste Kommandant Dieter Karmann seine Einsatzkräfte binnen kürzester Zeit wieder aus dem brennenden Gebäude zurückziehen. Diese hatten es jedoch noch geschafft, sicherzustellen, dass sich kein Mensch in Gefahr befand. Die sechs Leute, die in den Geschäften waren, als das Feuer ausbrach, hatten das Gebäude noch rechtzeitig verlassen. Verletzt wurde niemand. Die Helfer des Roten Kreuzes betreuten die geschockten Mitarbeiter und Kunden und hielten vorsorglich Wache.

Dann fiel das Dach in sich zusammen. Schuld an dem Einsturz sei die billige Bauweise, wie sie oftmals in derartigen Gewerbegebieten zum Einsatz kommt, erklärte der stellvertretende Kreisbrandmeister Bernd Strohmaier. Damit sei klar gewesen, dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist. Im Folgenden konzentrierte sich die Arbeit der Einsatzkräfte darauf, den angrenzenden Aldi-Markt zu schützen. Wegen der relativ engen Bebauung und der enormen Hitzeentwicklung eine Herausforderung. In dem Discounter lagerte zudem ein Sortiment von Feuerwerkskörpern. Da sich die Aldi-Außenwand bereits stark erhitzt hatte, wurden die Silvesterkracher und Raketen in einen anderen Teil des Ladens umgelagert. Wie Stadtbrandmeister Strohmaier berichtete, gab es noch eine weitere Gefahrenquelle: An der Rückseite des Gebäudes steht ein Flüssiggastank. Die Feuerwehr musste sicherstellen, dass dieser nicht explodiert.

Dicker, dunkler Rauch schraubte sich in den Himmel über Pfäffingen. Anwohner wurden deshalb angehalten, die Fenster und Türen geschlossen zu halten. Bild: Croonenbroeck

Dicker, dunkler Rauch schraubte sich in den Himmel über Pfäffingen. Anwohner wurden deshalb angehalten, die Fenster und Türen geschlossen zu halten. Bild: Croonenbroeck

Nach anderthalb Stunden war das Schlimmste überstanden und der Brand unter Kontrolle. Von den beiden Geschäften war da allerdings nur noch eine verkohlte Ruine übrig. Die restlichen Schwelbrände bekämpften die Feuerwehrleute von den Drehleitern aus und durch die zerborstenen Fensterhöhlen. Trotzdem zogen weiterhin dicke Rauchschwaden durch Pfäffingen und verbreiteten einen beißenden Gestank. Nicht umsonst hatten die Einsatzkräfte die Anwohner aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Polizei-Einsatzleiter Hans-Peter Tausch bezifferte den Schaden gestern mit 1,5 Millionen Euro. Die genaue Höhe sei aber schwer abzuschätzen. Ebenso warnten die Einsatzleiter von Polizei und Feuerwehr vor Spekulationen zur Brandursache. „Das wäre Kaffeesatzleserei“, sagte Bernd Strohmaier bei einer spontan einberufenen Pressekonferenz im benachbarten Kindergarten.

Erst wenn das letzte Glutnest abgelöscht ist und die Feuerwehr oder ein Statiker die Freigabe erteilt, können die Brandermittler der Kriminalpolizei mit ihrer Untersuchung beginnen. In der Nacht zum Freitag wurde das ausgebrannte Gebäude von einer Brandwache beaufsichtigt.

In 30 Jahren noch nicht erlebt

Bürgermeisterin Christel Halm eilte am Donnerstag ebenfalls zu dem Brandort. Sie habe die Rauchwolke vom Auto aus gesehen und schon befürchtet, dass sie aus Ammerbuch kommt, sagte sie. „Ich habe gedacht: Bitte nicht!“ Die Gemeinde, so Halm, sei in diesem Jahr ungewöhnlich oft von Bränden betroffen. Allein in den vergangenen drei Wochen sei man „sechs- oder siebenmal ausgerückt“, bestätigte auch Kommandant Dieter Karmann. Einen Brand dieser Größenordnung habe er aber in seinen 30 Jahren Diensterfahrung bei der Feuerwehr noch nicht erlebt.

Zum Artikel

Erstellt:
14.12.2017, 14:47 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 14.12.2017, 14:47 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!