Zwiespältiger Dokumentarfilm zwischen Verdrängungs-Lehrstück und Familiendrama.

2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß

Zwiespältiger Dokumentarfilm zwischen Verdrängungs-Lehrstück und Familiendrama.

24.11.2015

Von che

2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß

Wer sich über den Kriegsverbrecher Hanns Ludin informieren möchte, kommt mit dem Film seines Sohnes Malte kaum auf seine Kosten. Warum der Nazi der frühen Stunde 1947 in Bratislava zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, bleibt wie vieles andere aus seiner Biografie im Halbschatten. Viel erfährt man in "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" (Arsenal) dagegen über die Hinterbliebenen, seine (inzwischen gestorbene) Ehefrau und die drei Töchter, die bis heute nicht wahrhaben wollen, welch schlimmen Geistes Vollstrecker dieser Ludin war. Lieber behalten sie ihn als fürsorglichen Papa in liebevoller Erinnerung. Ein Psychologe könnte dieses Phänomen in fünf Minuten erklären; Sohn Ludin beleuchtet es 90 Minuten lang bis zur Erschöpfung aus allen nur denkbaren Ecken und Winkeln. Sollte der Film stellvertretend auf die Verdrängungs-Kunst der Deutschen zielen, ist er arg spät dran. Als Nabelschau einer innerfamiliären Identitätskrise berührt er eher peinlich. Eine Familientherapie zur rechten Zeit wäre für alle Beteiligten (inklusive Filmzuschauer) die bessere Lösung gewesen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 31sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Alice Schwarz 28.04.200512:00 Uhr

Ein sehr beeindruckender Film, der noch lange nachwirkt.... Ein großes Lob an den Regisseur!

robert eichner 28.04.200512:00 Uhr

Ich hatte bislang wenig Kontakt mit dem Thema, durch den Film bin ich sehr neugieirg geworden so daß ich mich stärker mit dem thema beschäftigen werde. Vielen Dank für diese wirklich gute Anregung