Leider, leider: Nicht jedes komplizierte Film-Puzzle ergibt ein komplexes Menschen-Bild.

21 Gramm

Leider, leider: Nicht jedes komplizierte Film-Puzzle ergibt ein komplexes Menschen-Bild.

24.11.2015

Von che

In seinem ersten Hollywoodfilm nach dem furiosen Debüt „Amores perros? mutet der Mexikaner Alejandro González Iñárritu dem Publikum eine Menge zu. Die ganze Palette menschlichen Kummers wird in „21 Gramm? aufgefahren: Liebesleid, Krankheit, Trunksucht, Tod, die wiederum Trauer, Schuld und Rachdurst auslösen. Es treten auf: Der todkranke Mathematiker Paul (Sean Penn), der seit Monaten auf ein Spenderherz wartet; der ehemalige Alkoholiker und Kleinkriminelle Jack (Benicio Del Toro), der durch exzessiven Glauben an Jesus Halt im Leben sucht; Ex-Junkie Cristina (Naomi Watts), deren Leben als zweifache Mutter und Ehefrau inzwischen wie am Schnürchen läuft. Bei einem Autounfall, den Jack rückfällig im Suff verursacht, verknoten sich diese drei Schicksale auf verhängnisvolle Weise. So weit, so elegant.

Allerdings scheint der Regisseur der Kraft seiner Geschichte nicht wirklich zu trauen. Er zerreißt sie mutwillig mit kaum durchschaubaren Zeitsprüngen, schichtet Berge obskurer Assoziationen auf und rattert nebenher das ganze Arsenal modischer Formalästhetiken herunter. Irgendwann ist man als Zuschauer mehr damit beschäftigt, all diese Kunststückchen zu bewundern (und nach ihrem Sinn zu fahnden), als der Erzählung zu folgen. Dazu kommen noch sich tiefgründig dünkende Betrachtungen wie über jene 21 Gramm, die der Mensch im Augenblick seines Todes angeblich verliert (das Gewicht der Seele, oder was?).

Bei allem Respekt vor den schauspielerischen Leistungen: Dieser Film ist so fett gefüttert mit Kunst und Bedeutung, dass er kaum noch laufen kann.