Mögen Sie den wilden Osten? Und Teenies in leichten Sommerkleidchen? Dann aber nichts wie hin!

27 Missing Kisses

Mögen Sie den wilden Osten? Und Teenies in leichten Sommerkleidchen? Dann aber nichts wie hin!

24.11.2015

Von che

27 Missing Kisses

Karl Marx ist auch im Postkommunismus noch zu was nütze. In Georgien, dem Schauplatz dieses Films, benutzt Mann das "Kapital" als Schemel, um seine Geliebte auf dem Wohnzimmertisch besser vögeln zu können. Abends strömen die Arbeitermassen in die Fabrik, um sich dort an dem Softporno "Emanuelle" und Nachbarins Schenkel gütlich zu tun. Es scheint, als sei in der ehemaligen Sowjet-Republik auf den Trümmern des Sozialismus die sexuelle Revolution ausgebrochen.

Im Mittelpunkt dieser kaukasischen Kleinstadtposse steht die 14-jährige Sybilla, ein frühreifes Mädchen mit roten Korkenzieherlocken. Um ihre überhitzte erotische Fantasie auszuleben will sie dem örtlichen Weiberhelden den Kopf verdrehn und trägt zu diesem Behuf etwa 20 verschiedene Sommerkleidchen (und zuweilen auch gar nichts) spazieren - ein Hochgenuss für die pädophilen Voyeure im Publikum.

Weil "27 Missing Kisses" aber auch der Kunstkino-Klientel gefallen soll, mischelt Regisseurin Nana Djordjaze mit anarchischer Willkür allerlei surreale Episödchen unter die Handlung: Ein ausrangierter Kapitän zieht mit einem Schiffswrack im Schlepptau übers Land; ein tumber Soldat ballert zur Bewältigung seiner Potenzprobleme wild in der Gegend rum. All dieses märchenhaft absurde Zeugs halt, das man aus östlich exotischen Filmländern (siehe Luna Papa) mit Fug erwarten darf.

Stilistisch hält es die Regisseurin indes mehr mit Europa. Da verschmilzt die Leichtigkeit französischer Teenie-Romanzen zuweilen recht reizvoll mit dem groben Charme tschechischer Alltagskomödien und ethno-burlesken Einsprengseln à la Kusturica. Auch dessen alter Filmmusik-Kumpel Goran Bregovic ist natürlich mit von der Partie.

Bloß: Ein Gestaltungsprinzip ist hinter diesem abenteuerlichen Stilmix beim besten Willen nicht zu erkennen. Eine Absicht schon: Dem westlichen Publikum eine superbequeme Hängematte zur Pflege seiner ostischen Sehnsucht an die Wand zu nageln. Sex inklusive.