7 Tage in Entebbe

7 Tage in Entebbe

Ein Terrorismus-Thriller über die Flugzeugentführung im Sommer 1976, der versucht, den Nahostkonflikt zu erklären.

02.05.2018

Von Madeleine Wegner

7 Tage in Entebbe
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Die Maschine 139 der Air France fliegt am 27. Juni 1976 von Tel Aviv in Richtung Paris. Nach dem planmäßigen Zwischenstopp in Athen bringen bewaffnete Extremisten das Flugzeug unter ihre Kontrolle. Die beiden Deutschen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, die sich selbst zu den „Revolutionäre Zellen“ zählen, nehmen zusammen mit zwei Mitgliedern der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ die rund 270 Passagiere und Besatzungsmitglieder in ihre Gewalt und lassen das Flugzeug nach Entebbe steuern, wo sie der ugandische Diktator Idi Amin (Nonzo Anozie) empfängt.

Der brasilianische Regisseur José Padilha hat bereits Dokumentarfilme über die Entführung eines Linienbusses in Rio de Janeiro, über Drogenkartelle und Korruption gemacht. Auch sein Spielfilm „7 Tage in Entebbe“ wirkt streckenweise wie ein Dokumentarfilm. Und noch mehr: Als politischer Regisseur will Padilha auch mit diesem Geiseldrama und Terrorismus-Thriller Zusammenhänge aufzeigen und ins Bewusstsein bringen.

Dieses mal scheint er den gesamten Nahost-Konflikt beleuchten zu wollen. Freilich reichen dazu die gut 100 Spielfilm-Minuten nicht aus. Und doch ist dies ein sehenswerter Film, der ein scheinbar fast in Vergessenheit geratenes Ereignis zurück ins Bewusstsein holt und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.

Wilfried Böse (auch in seiner Zerrissenheit überzeugend gespielt von Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (rigoros und ähnlich überzeugend: Rosamund Pike) bringen nicht nur die isralische Regierung, die prinzipiell nicht mit Terroristen verhandeln will, jedoch von den Angehörigen unter Druck gesetzt wird, in eine Patt-Situation. Auch den beiden deutschen Entführern entgleitet die Situation. In ihren eigenen moralischen wie revolutionären Ansprüchen geraten sie in die Bredouille, als die palästinensischen Terroristen beginnen, die jüdischen Geiseln zu selektieren.

Nach sieben Tagen greifen die israelischen Soldaten schließlich nachts an: Die „Operation Thunderbolt“ dauert nur 90 Minuten. In dieser Ungewissheit, ob die Terroristen oder aber die Soldaten ihr Leben lassen, versichern sich die israelischen Politiker gegenseitig: „Was auch passiert – wir haben richtig gehandelt.“

Will zu viel, leistet dabei immer noch Erstaunliches - verwoben mit einer Tanz-Choreografie von Ohad Naharin.

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Erstellt:
02.05.2018, 14:38 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 01sec
zuletzt aktualisiert: 02.05.2018, 14:38 Uhr

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