Präsidententhriller, der als Obama abhebt und als Clinton landet.

8 Blickwinkel

Präsidententhriller, der als Obama abhebt und als Clinton landet.

23.11.2015

Von che

Verglichen mit der epochalen Fernsehserie „24? kamen die fürs Kino gemachten Politthriller Hollywoods in letzter Zeit allesamt recht schmalbrüstig daher. Hier nun scheint Regisseur Pete Travis den stilistischen Wagemut der Echtzeit-Reihe sogar noch überbieten zu wollen. In 90 Minuten Film verstreichen gerade mal rund 45 Minuten Handlung: Bei einer Konferenz im spanischen Salamanca kommt es auf der Plaza Mayor zu einem Attentat auf den amerikanischen Präsidenten. Nacheinander werden acht Beteiligte oder Zeugen vorgeführt, die jeweils ein bisschen was anderes bemerkt haben, darunter ein Leibwächter mit Trauma (Dennis Quaid), ein gutmütiger Tourist (Forest Whitaker) und Mr. President himself (William Hurt).

Um die Vielschichtigkeit von Wahrheit ? wie im äußerlich ähnlichen Altklassiker „Rashomon? ? geht es dabei allerdings nicht. Vielmehr liefert jeder Blickwinkel ein neues Puzzleteilchen, aus denen sich allmählich das Gesamtbild einer verschlungenen Politverschwörung ergibt. Soweit ist das ein zuweilen etwas ungelenkes, im Großen und Ganzen aber unterhaltsames Krimi-Spielchen.

Umso mehr muss man sich wundern, dass es zur Filmmitte schmählich abgewürgt und der Rest der Geschichte fortan in aller Schlichtheit geradeaus erzählt wird. In dieser konventionellen Form tritt nun leider auch die Gedankenarmut des Drehbuchs unschön zu Tage. Handelsübliche Verfolgungsjagden, ein zwecks Rühreffekt in die Handlung gestauchtes Kindlein und der zur charakterlosen Kulisse heruntergewürdigte spanische Schauplatz machen die Sache auch nicht besser. Erst legt Travis die Latte für Hollywood-Verhältnisse schwindelerregend hoch, um dann mit lautem Gebrüll untendurch zu rennen.

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