Abbitte

23.11.2015

Er ist ein Typ, der aussieht wie aus einem Schrebergarten der 70er Jahre übrig geblieben. Am zerknautschten Hut von Erwin Pelzig (Frank-Markus Barwasser) fehlt eigentlich nur der Gamsbart. Der Gschaftlhuber mit dem unüberhörbar fränkischen Zungenschlag hat zwei linke Hände, aber dafür ein unermüdliches Mundwerk. Das sind nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um ausgerechnet als Chauffeur des Industriellen Eduard Bieger (Philipp Sonntag) anzuheuern. Aber Pelzig fühlt sich verpflichtet, für seinen Nachbarn einzuspringen.

Hinterm Steuer von Biegers Limousine fährt er in eine bizarre Welt. In Biegers Firma brodelt es. Die Tochter hofiert einen windigen Berater und hat ihren Vater längst abgeschrieben. Der Chaot von Sohn will sein Aktienpaket verscherbeln, was das Ende des Familienunternehmens bedeuten würde. In seiner treudoof-offenherzigen Art scheint allein Pelzig die auf eine einzelne Firma heruntergezoomten Intrigen des globalen Kapitalismus zu durchschauen.

Leider streut er schlaue Sprüche wie „Vorne ist verdammt weit weg, wenn man ganz hinten steht?, nur in äußerst homöopathischen Dosen ein. Es ist die Antwort des Underdogs auf die vereinte Parole von Politik und Wirtschaft, doch endlich nach vorne zu schauen.

Vielleicht kommt dieser leicht renitente Humor im Fernseh-Kabarett, wo Barwassers Pelzig herstammt, doch konzentrierter herüber, als gedehnt auf Spielfilmlänge. Alle Figuren sind reichlich trashig angelegt. Für Frauen ist eigentlich nur ein Part vorgesehen: nuttig bis edelnuttig. Gerade in Tübingen kann man auch der Ansicht sein, dass Herr Hämmerle die Rolle des Anti-Kapitalisten und Anti-Globalisierers knitzer und mit mehr Drive übernommen hätte.