Ein Bubenfilm zum Heulen schön.

Absolute Giganten

Ein Bubenfilm zum Heulen schön.

24.11.2015

Von che

Absolute Giganten

Herrliche Zeiten waren das, als unsereins noch jeden Tag mit den Kumpels loszog, das Bier aus Sixpacks soff und anstatt den Mädchen hinterherzusteigen lieber seine alte Karre hoch frisierte. Sebastian Schipper hat dieser kurzen aber nachhaltigen Lebensphase eines jeden Buben einen anrührenden Film gewidmet. "Absolute Giganten" führt uns nach Hamburg, könnte aber eben so gut in Castrop-Rauxel oder Kirchheim/Teck spielen. Die grellen Lichter der Großstadt funkeln bloß von Ferne - Schauplatz ist ein wenig spektakulärer Vorstadt-Kiez, dessen Heimeligkeit es gegen Snobs aus Pinneberg oder überkandidelte Chefs zu verteidigen gilt.

Hier also leben Floyd, Ricco und Walter ? eine verhockte Clique, für die die Welt am Elbtunnel bislang zu Ende war. Doch die ungetrübte Kumpel-Romantik neigt sich dem Ende zu, als Floyd eines Tags bekannt gibt, sein Glück künftig in Kapstadt oder Singapur zu suchen. Eine finale nächtliche Tour soll die Kameradschaft krönen, und natürlich steht sie symbolisch für den letzten vergeblichen Kraftakt, sich gegen das Erwachsenwerden zu stemmen.

Man kennt solche Filme gerade aus jüngerer Zeit: ihr krampfhaftes Bemühen um Jugendkult, ihre Glorifizierung von Männerfreundschaft. Hier ist das nicht so. Statt einer eingebildeten Hipness hinterherzuhampeln, verlässt sich Regisseur Schipper ganz auf seine authentische Erinnerung. Und die besteht vorwiegend aus stinknormalem Leben mit den Höhepunkten einer Alkoholvergiftung, dem Triumph über den lokalen Tischkick-Crack und dem unsagbaren Glücksgefühl, wenn deine Lieblingsplatte an der schönsten Stelle einen Sprung hat

Zugegeben: Schippers Blick aufs Milieu und seine kleinen Helden bleibt meistens an der Oberfläche kleben. Doch was er dort an Details erspäht, reicht allemal für 80 Minuten prächtige Unterhaltung mit genau der richtigen Balance zwischen Ironie und Pathos, Komik und Tragik des Erwachsenwerdens. Kurzum: "Absolute Giganten" hat eine unverzwungene Leichtigkeit, wie sie in 100 Jahren Kino wohl nicht viel mehr als ein Dutzend deutscher Filme vorweisen kann.