Erster Weltkrieg

Agitation in der Kunst

Ausstellung und Lesung

13.10.2016

Von Manfred Hantke

„Anno Domini MCMXVI post Christum Natum“, so der Titel dieser Lithografie von Ernst Barlach.  Bild: Archiv Ernst Barlach Stiftung Güstrow

„Anno Domini MCMXVI post Christum Natum“, so der Titel dieser Lithografie von Ernst Barlach. Bild: Archiv Ernst Barlach Stiftung Güstrow

Wie vor über 100 Jahren der Erste Weltkrieg von Künstlern auch propagandistisch begleitet wurde, ist Thema einer Ausstellung in der Dettenhäuser Johanneskirche. Kurator Arnd Pählig hat 21 Lithografien zusammengetragen, die ab 1914 in der Zeitschrift „Kriegszeit – Künstlerflugblätter“ und in anderen Zeitschriften erschienen sind.

„Kriegszeit – Künstlerflugblätter“ wurde 1914 in Berlin vom Verleger und Kunstsammler Paul Cassirer gegründet. Dort veröffentlichten Künstler der Berliner und Münchner Secession, einer gegen den akademischen Kunstbetrieb rebellierenden Gruppe. Unter den ausgestellten Werken sind Arbeiten etwa von Ernst Barlach („Der Heilige Krieg“ und „Lügt, Stürme, lügt“), Max Beckmann („Andenken an einen gefallenen Freund“), Käthe Kollwitz, Max Liebermann und Lovis Corinth.

Am Beginn des Krieges überwogen eher nationalistische und kriegsfreundliche Lithografien. So stand Max Liebermann nicht allein, wenn er seine Landsleute auf den Kriegsgegner einschwor und sie mit den Worten des Kaisers ermunterte: „Jetzt wollen wir sie dreschen.“ Doch mit der Zeit seien die Künstler reservierter geworden, so Arnd Pählig. Ihr Hurra-Patriotismus wich einer kritischeren Einstellung.

Eröffnet wird die Ausstellung am kommenden Sonntag, 16. Oktober, um 14.30 Uhr in der Johanneskirche (Kirchstraße 18). Nach der Begrüßung durch Pählig spricht Volker Probst, Leiter der Ernst Barlach Museen in Güstrow, über die „Kunst als Mittel der Propaganda“. Marlene Svoboda sorgt für den musikalischen Teil. Einige Worte richtet auch Pfarrer Martin Kreuser am Schluss der Vernissage an die Gäste, die Bewirtung übernimmt der Frauenkreis Dettenhausen.

Zu sehen ist die Ausstellung dann bis zum 22. November, jeweils geöffnet sonntags nach dem Gottesdienst sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung mit dem Evangelischen Pfarramt (0 71 57 / 52 07 13).

Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehört auch eine Lesung mit Musik am Sonntag, 30. Oktober, um 19 Uhr – ebenfalls in der Johanneskirche. „Zu lange schon war Frieden“, so der Titel der Lesung aus Briefen und Gedichten, ausgesucht von Irmgard Lersch. Lesen werden Irmgard Lersch, Marlene Svoboda und Prof. Karl-Josef Kuschel, von 1995 bis 2013 zuständig für die Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Tübingen. Ulrich Bürck spielt auf seinem Violoncello Stücke von György Kurtág und anderen. Der Eintritt ist frei, um Spenden für die Unterstützung traumatisierter Kriegsflüchtlinge wird gebeten.

Eine zweite Ausstellung „Der Erste Weltkrieg in Dettenhausen“ wird am Donnerstag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr im Schönbuch-Museum eröffnet.