Positiv, ohne es zu wissen

Aids-Hilfe Reutlingen klärt auf: HI-Virus wird oft von Unwissenden weitergetragen

Mit Kondom-Diplom und Plüschbärchen möchte die Aids-Hilfe Reutlingen am Welt-Aids-Tag kommenden Dienstag über den Virus aufklären. Die gefährdetsten Gruppen sind weiterhin homosexuelle Männer und Menschen, die nichts von ihrer Erkrankung wissen.

27.11.2015

Von Maik Wilke

Aids-Hilfe Reutlingen klärt auf: HI-Virus wird oft von Unwissenden weitergetragen

Reutlingen. Betroffene des HI-Virus leiden auch heute noch an Diskriminierung und Stigmatisierung. Viele Menschen trauen sich nicht, beim Verdacht auf eine Infektion zum Arzt zu gehen, sagt Brigitte Ströbele, Geschäftsführerin der Aids-Hilfe Reutlingen-Tübingen. „Sie befürchten, dass sich die Familie und Freunde von ihnen abwenden.“ Genau diese Angst bewirke aber die hohe und steigende Zahl an Unwissenden – die Erkrankung werde dadurch immer weiter getragen.

Mit dem diesjährigen Motto „Kannst du positiv zusammen leben? – Klar!“ möchte die Aids-Hilfe eine Isolation der Betroffenen verhindern. Schätzungsweise 13 200 Menschen leben in Deutschland mit dem HI-Virus, ohne es zu wissen. Neben Männern, die Sex mit anderen Männern haben (MSM), seien diese Unwissenden daher die wichtigste Zielgruppe der Aids-Hilfe. In der Schwulenszene ist der Verein, der sich bereits seit 1986 als Anlauf- und Beratungsstelle versteht, sehr aktiv und sucht den direkten Kontakt (wir berichteten im Tübinger Teil). An Unwissende komme man aber nur mit Präventions- und Aufklärungsarbeit heran, betont Ströbele.

Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember erhalten daher 20 Schulen in Reutlingen, Metztingen und Bad Urach Informationsmaterial, Aids-Bärchen, Schleifen und Spendendosen. Der Verein ist in bestimmten Schulen selbst vor Ort, hauptsächlich sollen aber Schüler andere, jüngere Schüler über Gefahren des HI-Virus aufklären und unterschiedliche Verhütungsmethoden erklären.

Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Reutlingen sind noch weitere Aktionen geplant: Am morgigen Sonntag konzertiert der Gospelchor Reutlingen um 18 Uhr in der Marienkirche. Die Kollekte geht an die Aidshilfe Reutlingen-Tübingen. Am Dienstag informiert der Verein von 10 bis 14 Uhr mit einem Stand am Spitalhof. Ein Häuschen auf dem Weihnachtsmarkt mit Verkauf von Linsensuppe, Taschen und Buttons schließt die Reihe am Freitag, 4. Dezember, ab.

Die Aids-Hilfe versucht spielerisch das Interesse der Pubertierenden zu wecken. „Wir hängen beispielsweise verschiedene Verhütungsmittel an einer Kette auf und die jungen Frauen und Männer müssen erraten, welche sowohl vor Aids als auch vor ungewollter Schwangerschaft schützen“, erklärt Ströbele. Wer sich gut anstellt, bekommt das Kondom-Diplom überreicht.

Generell sei die Zusammenarbeit sehr eng, berichtet Dr. Evelyn Thumm. Jährlich kämen zwischen 600 bis 700 Personen in ihre Sprechstunde beim Gesundheitsamt, um sich anonym auf HIV und andere sexuell übertragbare Erkrankungen testen zu lassen. „Viele Tests können wir mittlerweile kostenlos anbieten“, wirbt Thumm für die Beratung. Denn befindet sich ein Patient in Therapie, ist er nicht mehr ansteckend. Genaue Zahlen der positiv getesteten Menschen gibt es für Reutlingen nicht – die Krankheit betreffe aber keineswegs nur Randgruppen, betont Ströbele: „Nach Schätzungen der Deutschen Aids-Hilfe leben in der Region Neckar-Alb derzeit etwa 500 bis 800 HIV-positive Menschen.“

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Erstellt:
27.11.2015, 17:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 27.11.2015, 17:00 Uhr

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