Dieses Jahr kein Blitz-Marathon

Aktion wegen Überbelastung der Polizei auch rund um Tübingen abgesagt

Der Blitz-Marathon fällt in diesem Jahr aus. Grund dafür ist die hohe Überstundenbilanz der Polizei in Baden-Württemberg. Trotzdem sollten eilige Autofahrer den Tacho im Auge behalten. Denn das Polizeipräsidium Reutlingen will in den nächsten Wochen verstärkt die Geschwindigkeit kontrollieren.

20.04.2016

Von Sara Vogt

Symbolbild: Metz

Symbolbild: Metz

Tübingen. Für viele Autofahrer ist es eine gute Nachricht: Der für den 21. April angesetzte bundesweite Blitz-Marathon ist in Baden-Württemberg abgesagt worden. „Weil wir vermeiden wollen, die Polizei zusätzlich zu belasten“, erklärte Andreas Schanz, Pressesprecher des Innenministeriums.

In den vergangenen Monaten habe es etliche zusätzliche Arbeit für die Polizisten im Land gegeben. Die Polizeibeamten häuften bei Großeinsätzen zu Sicherung von Flüchtlingsunterkünften, bei der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche und durch die Anwesenheit bei Risiko-Fußballspielen 1,3 Millionen Überstunden an, so Schanz. Wie viele der landesweiten Überstunden die Polizisten des Polizeipräsidiums Reutlingen angesammelt haben, konnte der Sprecher des Innenministeriums nicht sagen.

Die angehäuften Mehrarbeitsstunden können nicht abgefeiert werden, da sonst die Einsatzbereitschaft gefährdet sei, teilte Schanz mit. Schon Anfang des Jahres schlug die Polizeigewerkschaft Alarm: zu wenig Beamte, zu viele Aufgaben. Für die Gewerkschaft ist der Schuldige schnell gefunden: die Polizeireform.

In Baden-Württemberg schlug die Vergütung der Mehrarbeitsstunden im Jahr 2015 mit 2,7 Millionen Euro zu buche. Und auch in diesem Jahr wird schon mit 2,2 Millionen Euro für die Mehrarbeit gerechnet, denn die kommende Fußballsaison und Einsätze zur Terrorabwehr treiben die Überstundenbilanz weiter in die Höhe.

Die Vorbereitung und die Ausführung des Blitzertags seien arbeitsaufwändig, erklärte der Sprecher des Innenministerium Schanz. Im vergangenen Jahr wurden am Blitz-Marathon 18 Stunden lang an 25 Stellen im Kreis Tübingen und an 40 Stellen im Kreis Reutlingen geblitzt. Die Ordnungshüter kontrollierten 17377 Fahrzeuge. 134 Polizeibeamte waren bei der Aktion in Tübingen und Reutlingen im Einsatz. Trotz der Ankündigung des Blitzertags waren 348 Autofahrer im Kreis Tübingen und 152 im Kreis Reutlingen zu schnell unterwegs. Aufatmen können die Autofahrer aber trotzdem nicht, denn die Beamten des Polizeipräsidiums Reutlingen werden zwar am Marathon nicht teilnehmen, aber dennoch verstärkt kontrollieren, teilt Josef Hönes, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, mit. „Wir machen das im Rahmen der täglichen Aufgaben“, sagt Hönes. Diese Woche erst wurden Raser mit einer Laserpistole in der 70er-Zone bei Seebronn herausgezogen.

Nicht nur Raser im Visier

Beim Blitz-Marathon kommt es natürlich auch vor, dass, wenn Autos wegen zu hoher Geschwindigkeit angehalten werden, bei der Kontrolle auch andere Straftaten und Ordnungswidrigkeiten aufdeckt werden. Betrunkene Autofahrer oder Fahrer ohne Führerschein konnten so schon geschnappt werden, berichtet Polizeipressesprecher Josef Hönes. Aber auch größere Fälle wurden so aufgedeckt: Ein Foto einer Radarfalle führte die Polizei vor zwei Jahren auf die Spur einer bundesweiten agierenden Enkeltrickbetrüger-Bande. Durch den Blitzertag konnten eine Geldabholerin und ihr Ehemann gestellt werden. Sie waren zu schnell durch Pfäffingen gerauscht. Durch ihre Festnahme konnten auch die Strippenzieher aus Frankfurt hochgenommen werden. Eine Statistik, wie viele Straftäter durch den Blitzertag erwischt wurden, führte die Polizei allerdings nicht, so Hönes.

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Erstellt:
20.04.2016, 14:12 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 20.04.2016, 14:12 Uhr

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