VfB Stuttgart

Alarmstufe dunkelrot beim Derby in Augsburg

Verliert Markus Weinzierl mit seiner Mannschaft auch beim Ex-Klub, droht im schlimmsten Fall der Absturz auf einen Abstiegsplatz.

20.04.2019

Von WOLFGANG SCHEERER

Der harte Kern der VfB-Fans scheint sich einig: Schuld an der sportlichen Misere hat auch Präsident Wolfgang Dietrich. Foto: Marijan Murat/dpa

Der harte Kern der VfB-Fans scheint sich einig: Schuld an der sportlichen Misere hat auch Präsident Wolfgang Dietrich. Foto: Marijan Murat/dpa

An Martin Schmidt, den neuen Trainer des FC Augsburg, haben die Stuttgarter keine gute Erinnerung. 2016, als der Schweizer noch Chefcoach beim FSV Mainz 05 war, versetzte sein Team dem VfB mit einem 3:1-Auswärtssieg am vorletzten Spieltag den entscheidenden Stoß in Richtung zweite Liga.

Nun wächst sie wieder, die Angst vor dem Abstieg. Und wieder taucht Schmidt auf. Nach dem Überraschungserfolg bei Eintracht Frankfurt folgt an Karsamstag (15.30 Uhr/Sky) vor 30 660 Zuschauern im ausverkauften Stadion seine Heim-Premiere. Gewinnt der FCA gegen den Drittletzten, wächst der Vorsprung zum Relegationsplatz auf zehn Punkte. Bei dann noch vier Spielen in der Fußball-Bundesliga dürfte das die Rettung sein.

Ganz anders die VfB-Perspektive: Muss Trainer Markus Weinzierl bei seinem Ex-Klub die zwölfte Auswärtsniederlage mit ansehen (das wäre Minusrekord in der laufenden Saison), ist der direkte Klassenerhalt kaum mehr zu schaffen. Und: Gelingt Verfolger Nürnberg ein Coup in Leverkusen, rutschen die Stuttgarter sogar auf einen Abstiegsplatz ab.

Dann würde sich auch zeigen, was Sportvorstand Thomas Hitzlspergers Jobgarantie bis Saisonende („Wir ziehen das jetzt hier gemeinsam durch“) wirklich wert ist. „Dunkelrote“ nennen sich eingefleischte VfB-Fans gern. Nun gilt: Alarmstufe dunkelrot.

Nicht nur sportlich, auch persönlich wird es für Weinzierl kein einfaches Gastspiel. Sein Abschied 2016 aus Augsburg war alles andere als geräuschlos. Unmittelbar nach dem Zweitliga-Aufstieg mit Regensburg, seiner ersten Trainerstation, war er zum FCA gewechselt und führte den Klub 2015 sogar in die Europa League. Ein Novum in der Vereinsgeschichte. Damit hatte er sich für Höheres empfohlen. Just folgte er dem Lockruf des FC Schalke 04, machte sich damit jedoch in Augsburg keine Freunde.

Am Ende musste er sich von Manager Stefan Reuter sogar der Lüge bezichtigen lassen: „Er hat uns eben nicht , wie er so häufig sagt, im Januar Bescheid gegeben, weil wir im März, April noch zusammensaßen und überlegt haben, unter welchen Voraussetzungen er bei uns bleibt. Da kann er noch 17 Mal ,ehrlich? in einem Satz sagen, das stimmt einfach nicht.“ Da saß Weinzierl bereits auf der Schalke-Bank.

Doch die sportlichen Ziele, den Europacup-Einzug, verfehlte er mit Tabellenplatz zehn krachend. Konsequenz: Obwohl er noch einen Vertrag bis Juni 2019 besaß, wurde der Niederbayer aus Straubing entlassen. Die Trennung belastete das Verhältnis auch hier extrem. Erst im Juli, über ein Jahr nach der Beurlaubung, einigte sich Weinzierl mit Schalke, und der Weg zum VfB war nach Tayfun Korkuts Entlassung frei.

Gesichter der Krise

Für den neuerlichen sportlichen Niedergang machen die VfB-Getreuen dennoch vor allem Präsident Wolfgang Dietrich verantwortlich, weil es trotz finanzieller Mittel an einem schlagkräftigen Team mangelt. Eines von vielen Gesichtern der Krise: Erik Thommy, Ex-Augsburger wie Weinzierl. Als der gebürtige Ulmer im Winter 2018 nach Stuttgart kam, kannten ihn wenige. Nur auf zehn Erstliga-Einsätze beim FCA hatte es der offensive Mittelfeldspieler gebracht. Korkut baute auf ihn. Mit zwei Toren und sechs Vorlagen hatte er viel Anteil an der starken Rückrunde.

Der 24-Jährige gab unter anderem die Vorlage zu Mario Gomez' 1:0-Siegtor in Augsburg. Der Vertrag wurde vorzeitig bis 2022 verlängert. Inzwischen steht Thommy, wie der in die Jahre gekommene Stürmerstar Gomez, 33, für die Sorgen des VfB. Der anfängliche Stammplatz ist passé, zuletzt gegen Leverkusen (0:1) wurde Thommy für die letzten 22 Minuten eingewechselt. Sein erstes Spiel seit über einem Monat. Vielleicht kommt nun sein großer Tag. Nur drei Punkte im Derby könnten etwas Hoffnung machen.

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Erstellt:
20.04.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 20.04.2019, 06:00 Uhr

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