Alle Farben des Lebens

Alle Farben des Lebens

Drama um ein Mädchen, das sich entscheidet, ein Mann zu werden und ihre Familie vor eine große Herausforderung stellt.

12.08.2016

Von Dorothee Hermann

Alle Farben des Lebens

Es hätte eine Komödie mit Star-besetzung werden können: Susan Sarandon spielt die lesbische Großmutter Dolly, Naomi Watts die schusselig-softe alleinerziehende Mutter Maggie, und die 16-jährige Ray (Elle Fanning) will endlich ein Junge werden. Alle drei teilen sich ein kuscheliges altes Haus in New York. Die scharfzüngige Oma samt Lebensgefährtin Frances (Linda Emond) hält als Besitzerin das Heft in der Hand.

Sie fragt sich, warum die Enkelin nicht einfach lesbisch wird. So bleibt Ray die einzige, der jede Abgeklärtheit abgeht, weil sie den Wettlauf gegen die Zeit – sie wird immer mehr zur Frau – kaum noch aushält. Sie schwingt sich auf ihrem Skateboard durch die herbstlichen New Yorker Straßen, bandagiert sich die Brüste, trainiert beharrlich den erhofften Männerkörper und stürzt immer wieder ab, weil sich schier unüberwindliche Hindernisse zwischen ihr und der ersehnten Hormontherapie auftürmen.

Sie tröstet sich mit digitalen Clips, in denen sie ihre Entwicklung dokumentiert: „Als ich klein war, wollte meine Mutter immer, dass ich als Prinzessin gehe oder als Aschenputtel. Aber ich wollte immer Rennfahrer sein, Astronaut oder Cowboy.“ Mutter Maggie gerät immer stärker in eine ungemütliche Sandwich-Position zwischen ihrer dominierenden Mutter und dem willensstarken Nachwuchs, der sich „eine normale Familie“ gewünscht hätte.

So angenehm es ist, dass Regisseurin Gaby Dellal das Thema Geschlechtsumwandlung so unaufgeregt verhandelt (man geht zum Arzt, der die notwendigen Schritte verklickert), so lau plätschert der Film manchmal dahin, der vom Frauenwelten-Festival für Tübingen entdeckt wurde.

Ein Highlight ist eine Szene mit zwei kleineren Kindern, die die androgyne Ray viel gleichmütiger aufnehmen als sämtliche Erwachsenen drumherum. Die Zukunft eben?

Elle Fanning als Ray kann sich nur selten gegen ihre Mit-Stars durchsetzen, die eher eine gepflegte Soap im Sinn haben.

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Erstellt:
12.08.2016, 11:11 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 12.08.2016, 11:11 Uhr

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