Der Film über einen palästinensischen Selbstmord-Attentäter sucht Romeo und Julia zwischen den Frontlinien des Nahost-Konflikts.

Alles für meinen Vater

Der Film über einen palästinensischen Selbstmord-Attentäter sucht Romeo und Julia zwischen den Frontlinien des Nahost-Konflikts.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

Alles für meinen Vater

Tarek (Shredi Jabarin) steht so sehr unter Druck, dass seine Gesichtszüge wie versteinert aussehen. Die beiden Typen, die ihn nach Tel Aviv fahren, sind nicht sympathisch. Sie zwingen ihn, den Sprengstoffgürtel gleich anzulegen und drohen, ihn notfalls fernzuzünden. Eine Art Zugehörigkeitsgefühl verbreitet ausgerechnet die kleine Straße, in der Tarek landet. Es wäre vorschnell, darin eine Parteilichkeit des in Deutschland lebenden israelischen Regisseurs Dror Zahavi zu sehen. „Alles für meinen Vater? ist sein Debüt.

In dem ein wenig schäbigen Viertel, wo jeder jeden kennt, müsste Tarek, der sich anfangs starr wie ein Roboter bewegt, auffallen wie ein Fremdkörper. Aber seltsamerweise taucht er ein in das Leben dieser Kleine-Leute-Nachbarschaft, als wäre er schon immer dort zuhause. Er freundet sich an mit dem alten Katz aus dem Laden für Elektro-Geräte, begegnet mit großem Feingefühl der Verzweiflung von Katz? Frau Zipora.

Weil sein erster Versuch, seinen Auftrag auszuführen, fehlschlägt, bleibt Tarek eine Frist von zwei Tagen, um das auszuprobieren, was das Leben für ihn hätte bereithalten können ? wenn, ganz brechtisch gedacht, die Verhältnisse anders wären als sie eben sind.

Die verführerischste Verkörperung der Sehnsucht ist die schöne Ausreißerin Keren (Hili Yalon), das paradiesvogelbunte Kind ultraorthodoxer Juden, die gegenüber von Katz? Laden einen Kiosk aufgemacht hat. Als die beiden auf Kerens Fahrrad am Sabbatmorgen durch die menschenleere Stadt streifen, gelingen dem Film wunderbar leichte Bilder des Glücks, Vorausblicke auf eine ferne Normalität ? wie es sein könnte, wenn ein Palästinenser einfach in einer israelischen Stadt zuhause wäre. Man wäre naiv, wollte man Tarek wie Keren indirekt fragen, warum er sich sinnlos opfert. Sein Leben ist eigentlich schon vorbei. „Was soll schon werden? Gar nichts!? ist seine wütende Antwort