Religion

Als Scheitern

„Allein die Existenz ist schon ein Erfolg“ war unser Gespräch mit dem Leiter des Islamischen Zentrums Ruggero Vimercati Sanseverino am 19. März überschrieben.

01.04.2016

Von Mark Hatlie, Tübingen

Die bloße Existenz des Tübinger Islam Zentrums könnte man genauso gut als Scheitern beschreiben. Noch eine Religionsgemeinschaft zeigt öffentlich und mit Stolz, dass sie ihre eigenen Institutionen nicht selber tragen kann, dass sie ohne staatliche „Stütze“ nicht auskommt. Sie begibt sich unter die Fittiche des Staates, statt eigenständig zivilgesellschaftlich zu agieren. Dabei jubelt die Zivilgesellschaft mit.

Es heißt im Interview, „Der Staat sollte der Religion einen Raum im öffentlichen Leben geben“. Im öffentlichen Leben steht einem Ausleben der Religion gar nichts im Wege. Der öffentliche Raum im breiteren Sinne ist schon da und muss nicht „gegeben“ werden: Symbole tragen, Gebäude bauen, Prozessionen veranstalten, an der Ecke stehen und missionieren – alles erlaubt. Gemeint ist offensichtlich „öffentlich“ im Sinne des Staates. Dieser „Raum“ muss vom Steuerzahler genommen werden. Es ist eine gut Übung, sich stets dieser zwei Begriffsseiten bewusst zu werden.

Ferner, wenn es um das Christentum geht, heißt es immer wieder, die Einbindung in den demokratischen Staat verhindere extremistische Tendenzen. Gerade Muslime wollen uns doch ständig davon überzeugen, dass der Islam eine gemäßigte, friedvolle Religion sei. Geben die Muslime jetzt zu, dass sie parlamentarische Überwachung brauchen? Ist das ein Erfolg?

Und ist es für die Wissenschaft ein Erfolg, Ressourcen für die Anpassung der Hadithe an die moderne Kultur bereit zu stellen? Ich bleibe skeptisch.

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Erstellt:
01.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 42sec
zuletzt aktualisiert: 01.04.2016, 01:00 Uhr

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