Reutlingen

Als Wort verbrannt

„Sachliche Politik als Mittel gegen die Populisten“ lautete die Überschrift zum Artikel über den Jahresempfang der CDU in Reutlingen am 32. Januar.

27.01.2017

Von Bernhard Meyer

Schon wieder „Populisten“ hier im Artikel über den CDU-Jahresempfang in Reutlingen als Zitat aus der Veranstaltung. Der Artikel macht klar, wie der Begriff heute verwendet wird: Alles, was sich nicht auf dem schmalen Mittelstreifen bewegt, ist „Populismus“, also schlecht und wird geächtet.

Wenn ich fordere, aus der Gewaltspirale auszusteigen, raus aus Afghanistan, raus aus Syrien, raus aus der NATO – ganz sicher würden diese Leute sagen: „Linkspopulismus“.

Wenn ich sage, berichtet endlich korrekt, was in Syrien geschah und geschieht, wer den Krieg angefangen hat, wer Angreifer und wer Verteidiger ist, wer in der Ukraine den Putsch angezettelt, bezahlt und organisiert hat usw. Hört endlich auf, dauernd die Welt nach euerem „Narrativ“ zurecht zu LÜGEN! – „Hast du da eben Lügenpresse gesagt? Dann bist du Rechtspopulist!“

Ich meine, „Populist“ darf man einfach nicht mehr verwenden, das Wort ist als neutrales Wort verbrannt, es kontaminiert jede ernstgemeinte Aussage, es lässt sich mit beliebigen Inhalten assoziieren. Es ist ausschließlich eine Kampfkeule und gehört auf den gleichen Misthaufen, wie „Antiamerikaner“, „Verschwörungstheoretiker“, „Antisemit“.

Übrigens: Dieser politisch korrekte schmale Mittelstreifen ist in den letzten Jahrzehnten ziemlich weit nach rechts verschoben worden. Ursozaldemokratisches hört man heute nur noch von den „Linkspopulisten“.

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Erstellt:
27.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 38sec
zuletzt aktualisiert: 27.01.2017, 01:00 Uhr

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