So ist das beim Puzzeln. Das Zusammensetzen macht den Reiz. Das Bild interessiert keinen.

Als das Meer verschwand

So ist das beim Puzzeln. Das Zusammensetzen macht den Reiz. Das Bild interessiert keinen.

24.11.2015

Von che

Als das Meer verschwand

An kriselnden Familien herrscht momentan kein Mangel im Kino. Aber zum Glück gibt es ja verschiedene Arten, davon zu erzählen: vorwiegend heiter („Little Miss Sunshine?), als psychologisches Kammerspiel („Pingpong?) oder wie hier als Mystery-Drama, das sich mittels Wühlarbeit in der Vergangenheit immer mehr zuspitzt.

Am Anfang steht der Tod. Nach 17 Jahren in der Fremde, wo er zum erfolgreichen Kriegsreporter aufgestiegen ist, kehrt der Mittdreißiger Paul zur Beerdigung seines Vaters nach Neuseeland, in ein ödes Kaff hinter den sieben Bergen, zurück. Schnell wird klar, dass ihn ein traumatisches Erlebnis in einer versteckten Hütte des Alten („In My Father?s Den?, so der Originaltitel) einst zum überstürzten Aufbruch bewogen hat.

Doch die Lösung dieses Rätsel stellt Regisseur Brad McGann zurück. Zunächst versucht Paul, sich in der fremd gewordenen Heimat wieder zurecht zu finden. Die Beziehung zu seinem Bruder scheint unrettbar zerstört. Dafür nähert er sich der 16-jährigen Celia an, die vielleicht seine Tochter ist. In ihrer Wut auf die provinzielle Enge und ihren wagemutigen Träumen erkennt er sich selbst wieder ? ein guter Anlass nachzuforschen, was eigentlich in seinem eigenen Leben schief gelaufen ist. Doch dann verschwindet Celia spurlos, und böse Gerüchte machen die Runde.

Souverän gelingt es McGann, die Erzählstränge zu einer einheitlichen Geschichte zu verflechten. Delikate Bilder und fein erfühlte Stimmungen bezeugen das lebensfeindlich Hermetische des Milieus. Stück für Stück weitet sich der Blick auf eine Kindheitskatastrophe, die auch die Gegenwart im Würgegriff hält. Leider reicht das fertige Bild an das überaus reizvolle Zusammenfügen der Teilchen nicht heran. Zumindest die kriminalistische Auflösung bleibt auf „Tatort?-Niveau hängen. So kommt es, dass ein über weite Strecken fesselnder Film einen etwas faden Nachgeschmack hinterlässt.