Vorsorge

Altersarmut durch Corona

Nur wenige Geringverdiener legen Geld für später zur Seite. Aber auch Beschäftigte mit höherem Einkommen halten sich zurück.

23.08.2021

Von ROLF OBERTREIS

Ulm. Die Corona-Pandemie lässt vor allem Geringverdienern noch weniger Möglichkeiten, Geld für die Altersvorsorge zur Seite zu legen. Einer aktuellen Studie der Deutschen Bank zufolge haben 83 Prozent der Geringverdiener mit einem monatlichen Nettoeinkommen von maximal 1499 Euro und jeder zweite Normalverdiener keinen finanziellen Spielraum für die Altersvorsorge. „Weite Teile der Bevölkerung laufen Gefahr, als Rentner oder Rentnerin deutliche Abstriche beim Lebensstandard hinnehmen zu müssen“, heißt es in der Studie unter dem Titel „Altersvorsorge in Zeiten von Corona“. Damit drohe vielen Bundesbürgerinnen und -bürgern Altersarmut. Besonders hoch sei das Risiko bei Geringverdienern.

Dieses Ergebnis sei umso bedenklicher, da die Rente als Basisabsicherung seit Jahren unter der weiter aufgehenden Schere zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern leide. Das Rentenniveau sinke immer weiter und habe 2020 bei nur noch 46,6 Prozent gelegen. Das heißt, dass ein „Standard- oder Eckrentner“ nur noch mit knapp 47 Euro Rente je 100 Euro vorherigem Arbeitsentgelt rechnen kann.

Generell aber zeigt die Befragung von 18 bis 67 Jahre alten Bundesbürgerinnen und -bürgern, dass trotz Corona drei Viertel ihr Sparverhalten für die Altersvorsorge nicht verändert haben. Zwar wenden 12 Prozent mehr auf, 11 Prozent allerdings dageben weniger. Allerdings gibt auch knapp ein Fünftel an, dass sie nichts zurücklegen, weil sie „lieber jetzt und heute leben und deshalb ihr Geld ausgeben“.

Selbst von den Normalverdienern mit einem monatlichem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1500 Euro und 3499 Euro spart nicht einmal jeder fünfte über die Pflichtversicherung hinaus zusätzlich für sein Leben im Alter. Weder privat noch über den Arbeitgeber werde Geld zurückgelegt, obwohl dies in vieler Hinsicht vom Gesetzgeber gefördert werde – etwa über monatliche vermögenswirksame Leistungen oder die Umwandlung eines Teils des Bruttogehaltes für den Aufbau einer späteren Betriebsrente. Gleichwohl nutzt das der Deutsche Bank-Studie zufolge nur etwa jeder dritte Normalverdiener und nicht einmal ein Fünftel der Menschen mit geringem Einkommen.

Frappierend sind auch die Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Frauen seien klar im Nachteil. Während Männer über alle Alters- und Einkommensgruppen hinweg jeden Monat im Schnitt 150 Euro privat für das Alter zurücklegen seien es bei Frauen nur 100 Euro.

„Ein ähnliches großes Gender-Gap zwischen Männern und Frauen besteht bei der betrieblichen Altersvorsorge“, heißt es. Generell seien es im Schnitt 120 Euro, mit steigenden Beträgen bei höheren Einkommen. So geben 17 Prozent derjenigen mit einem Nettoeinkommen von 3500 Euro und mehr an, dass sie mindestens 400 Euro im Monat für die private Altersvorsorge aufwenden.

Erster Schritt, um eine mögliche Altersarmut zu vermeiden, sei die Einholung einer schriftlichen Rentenauskunft oder das Gespräch mit der Rentenbehörde vor Ort, sagt Deutsche Bank-Expertin Britta Camphausen. Die beste Absicherung im Einzelfall hängt von der persönlichen Situation ab. Auch über die Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge weiß die Personalabteilung des eigenen Unternehmens Bescheid. „Leider schieben viele Menschen das Thema Altersvorsorge immer wieder auf die lange Bank und verschenken damit wertvolle Zeit.“

Zum Artikel

Erstellt:
23.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 31sec
zuletzt aktualisiert: 23.08.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!