Als erstes gibt‘s die Donauwelle

Am 4. Juli laufen bei der Konditorei „Pfalzgraf“ wieder die ersten Torten und Kuchen vom Band

Bis die Baumaßnahmen nach dem Großbrand in der Pfalzgraf Konditorei endgültig abgeschlossen sind, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. Eine ganz wichtige Etappe ist aber bereits in wenigen Wochen erreicht: Ab 4. Juli wird wieder im Unternehmen produziert. Damit ist auch für die Mitarbeiter die Zeit des Wartens vorbei.

29.04.2016

Von Monika Schwarz

Bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist, wird es noch einige Zeit dauern. Die Arbeiten liegen im Zeitplan und am 4. Juli kann die Produktion wieder im eigenen Betrieb starten. Bilder: mos

Bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist, wird es noch einige Zeit dauern. Die Arbeiten liegen im Zeitplan und am 4. Juli kann die Produktion wieder im eigenen Betrieb starten. Bilder: mos

Pfalzgrafenweiler. Pünktlich um sechs Uhr morgens wird die Produktion an diesem Tag mit der Donauwelle gestartet, tags darauf folgt der Bienenstich, gefolgt von weiteren Kuchensorten, gab Geschäftsführer Dirk Prinz gestern bei eine Pressegespräch bekannt. Zuvor hatte er bereits die 120 verbliebenen Mitarbeiter bei einer extra einberufenen Mitarbeiterversammlung über die nächsten Schritte informiert. Die meisten von ihnen sitzen seit dem Großbrand im Mai letzten Jahres daheim, jetzt hat für sie die Zeit des Wartens ein Ende.

Dass der avisierte Zeitplan bisher eingehalten werden konnte und die Baumaßnahmen zwischenzeitlich erheblich fortgeschritten sind, sorgt auch bei Geschäftsführer Dirk Brünz für eine spürbare Erleichterung. „Die Stimmung ist deutlich besser als noch vor einigen Monaten“, sagt er. Zwischenzeitlich läuft der Innenausbau bereits in der Endphase, am 10. Mai kommen die ersten großen Produktionslinien samt Backöfen ins Haus, damit nach Erteilung der behördlichen Freigabe am 1. Juni mit dem Probebetrieb begonnen werden kann.

Die Mitarbeiter werden während diese Phase mit den neuen und teilweise geänderten Abläufen und der Technik vertraut gemacht. Ab Mitte Juni finden deshalb Schulungen und interne Betriebsrundgänge statt. Gestern habe man den Mitarbeitern auch gesagt, dass sie sich ab sofort auch für kurzfristige Einsätze bereit zu halten hätten, die in nächster Zeit erledigt werden müssen. Grundreinigungsarbeiten oder Assistenzen bei kleineren Handwerksarbeiten beispielsweise.

Gestartet wird erst

einmal mit 65 Sorten

Während vor dem Brand rund 150 Artikel im Sortiment waren, startet man jetzt zunächst mit 65 Produkten. Bis Ende nächsten Jahres soll das Sortiment dann aber wieder auf 100 Produkte anwachsen, informiert Brünz zur Planung. Nach und nach wird deshalb auch die Kooperation mit den insgesamt sechs Produktionsbetrieben, die ihm in den vergangenen Monaten ausgeholfen haben, wieder beendet und eingestellt. Spätestens ab September will Pfalzgraf die gesamte Produktion wieder allein stemmen. Ab diesem Zeitpunkt wird dann auch wieder ausgeliefert.

Im Zuge des Wiederaufbaus wurde der eigentliche Produktionsprozess nun auch logistisch optimiert und automatisiert. Arbeiten, die zuvor beispielsweise unter großer körperlicher Anstrengung erledigt werden mussten, „übernimmt“ jetzt beispielsweise die Frosterspirale, die neu im Einsatz ist.

Los geht es nun zunächst mit zwei Produktionslinien, längerfristig will man aber wieder – wie vor dem Brand – mit vier Linien produzieren. Dies erfordert allerdings auch ein Platzangebot, das erst noch geschaffen werden muss. Etwa durch die Verlagerung des jetzigen Rohstoff- und Verpackungslagers in den Bereich, in dem jetzt der Werkverkauf stattfindet. Bevor dies soweit ist, wird in einem weiteren Schritt aber erst einmal das jetzige Bürogebäude abgerissen und anschließend wieder aufgebaut, vermutlich ebenfalls bereits im Juli oder August.

Pro Schicht und Linie wird künftig grundsätzlich eine Kuchensorte produziert, gibt Brünz zum Produktionsumfang bekannt. Er rechnet dabei mit 14 000 Kuchen – 7000 pro Schicht – am Tag. Konkret bedeute dies aber auch, dass allein schon mehrere Wochen ins Land ziehen, bis alle 65 Produkte tatsächlich „auf Lager“ sind. Von daher werde man vermutlich auch erst im September mit der Auslieferung beginnen können, erklärt der Geschäftsführer. Die Kundschaft habe er bereits darüber informiert.

Die Gespräche mit den Kunden seien positiv verlaufen und stimmten zuversichtlich. Immerhin 70 Prozent seiner früheren Kunden sind derzeit bereit, sich mit dem Übergangssortiment zufriedenzugeben – ein Viertel des früheren Umsatzes konnte damit gehalten werden. Auch in Zukunft setzt man bei Pfalzgraf auf das bewährte Sortiment und die Rezepturen, die die Kunden kennen.

Dennoch sei die Schließungszeit auch dafür genutzt worden, kleinere Verbesserungsideen zu realisieren. Und dem ein- oder anderen Kuchen quasi den letzten Feinschliff zu verpassen. Dies beispielsweise mit Hilfe einer neuen „Veredelungsabteilung“, die es bisher so nicht gegeben hat, und die vor allem Senior Roland Brünz federführend begleitet und ins Leben gerufen hat. Der gerät dann auch richtiggehend ins Schwärmen, wenn er von den Details berichtet, die den Kuchen künftig noch schöner und vielleicht sogar schmackhafter machen.

Im Juni werden die neuen Produkte dann auch allesamt fotografiert und für die Kundschaft im Katalog festgehalten. Zeitgleich mit dem Produktionsstart geht auch wieder die – nicht nur bei Pfalzgraf-Mitarbeitern – beliebte Betriebskantine in Betrieb. Brünz hofft, dass sich dann auch langsam wieder bei den Mitarbeitern die Routine einstellt, aus der sie durch den Brand herausgerissen wurden.

Dirk Brünz, Roland Brünz und Produktionsleiter Stephan Koller (von links) vor der neuen Kältespirale.

Dirk Brünz, Roland Brünz und Produktionsleiter Stephan Koller (von links) vor der neuen Kältespirale.

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Erstellt:
29.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 29.04.2016, 01:00 Uhr

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