In Betzingen sammelte sich Treibgut in der stark angeschwollenen Echaz an einer Brücke: Das führte zu einer Überschwemmung im Ortskern. Bild: Löffler

In Betzingen sammelte sich Treibgut in der stark angeschwollenen Echaz an einer Brücke: Das führte zu einer Überschwemmung im Ortskern. Bild: Löffler

Feuerwehr an zwei Tagen im Dauereinsatz

Am Montag zog wieder ein heftiges Gewitter über Reutlingen

Erst Blitzeinschläge, überflutete Keller und Tiefgaragen sowie viele Wasserschäden nach dem Gewitter vom Sonntag, dann ein heftiges Gewitter mit Überflutungen und Erdrutsch am Montag: Die Reutlinger Wehren waren an zwei Tagen hintereinander im Großeinsatz.

11.06.2018

Von dpa/lsw/tol

Am Montagabend waren in Reutlingen insgesamt 210 Einsatzkräfte auf den Straßen: Alle Abteilungen der Freiwilligen Wehren und die komplette verfügbare Berufsfeuerwehr kämpften mit den Folgen eines heftigen Gewitters. Nach starken Regenfällen kam es zu zahlreichen Überflutungen.

Ein Mensch musste von der Wehr aus seinem Auto gerettet werden. Am Scheibengipfeltunnel versperrte ein Erdrutsch die Fahrbahn und beschädigte elektrische Leitungen des Tunnels, im Stadtteil Sondelfingen fiel der Strom aus. Der Reutlinger Hauptbahnhof war zeitweise gesperrt.

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In Betzingen sammelte sich Treibgut an einer Echazbrücke: Dadurch staute sich das Wasser in der Ortsmitte und flutete die Hoffmannstraße sowie etliche Keller. Erst gegen 22 Uhr beruhigte sich die Lage weitgehend. Dass es nicht schlimmer kam, war auch Glück: „Der Regen hat rechtzeitig aufgehört“, erklärte der städtische Pressesprecher Wolfgang Löffler.

Polizei rettet Mann vor Ertrinken im eigenen Auto

Die Polizei hatte am Montag weniger Einsätze im Kreis Reutlingen als am Abend zuvor. Allerdings erwischte es Kirchheim unter Teck heftig: Die Bundesstraße 297 musste zeitweise gesperrt werden. In Kirchheim retteten mehrere Polizeibeamte einen 81-jährigen Mann vor dem Ertrinken. Dabei kam es zu dramatischen Szenen.

Gegen 19.45 Uhr waren zwei Autofahrer in einer Unterführung in der dortigen Hegelstraße im Hochwasser steckengeblieben. Während sich der Lenker eines VW-Passats noch selbst in Sicherheit bringen konnte, musste ein 81-jähriger BMW-Fahrer auf fremde Hilfe hoffen. Der Mann konnte sein Fahrzeug nicht mehr selbstständig verlassen und musste tatenlos zusehen, wie der Wasserspiegel in seinem Auto rasant anstieg, bis es schließlich kurz unter dem Fahrzeugdach stand.

Rettung nahte in Person mehrerer Polizeibeamter: Sie schlugen mit einem Nothammer eine Scheibe des Autos ein. Dann zogen sie den Mann aus seinem Fahrzeug – im allerletzten Moment. Sein Wagen verschwand nur Augenblicke später komplett unter der Wasseroberfläche. Während der 81-Jährige nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei wohl mit einem Schrecken davon kam, musste ein Beamter wegen Schnittverletzungen in eine Klinik gebracht werden.

Insgesamt kam es im Präsidiumsgebiet zu neun Verkehrsunfällen, die auf Aquaplaning und auf die schlechte Sicht zurückzuführen waren. Die Unfälle blieben aber laut Polizei ohne größere Folgen.

Überschwemmungen in Betzingen am Montagabend. Bild: Stadt Reutlingen

Überschwemmungen in Betzingen am Montagabend. Bild: Stadt Reutlingen

Schon am Sonntag viele Unwetter-Einsätze

Schwer gefordert war die Reutlinger Feuerwehr bereits am Sonntag gewesen: Als gegen 17.30 Uhr eine Gewitterfront über das Stadtgebiet zog, standen schnell Straßen unter Wasser. Im Dachgeschoss eines Wohngebäudes in Sondelfingen war ein Blitz eingeschlagen. In der Reutlinger Bahnhofstraße stellten Anwohner Gasgeruch fest, nachdem Wasser in eine Baugrube eingedrungen war.

Bei der Emil-Adolff-Straße und Schieferstraße wurden etwa zehn Schachtdeckel ausgehoben. Die Straßen in der Rommelsbacher Straße beim Audi-Zentrum und auf der B28 auf Höhe des Gaskessels waren etwa 30 Zentimeter hoch überflutet. In der Innenstadt und in Betzingen, Sondelfingen sowie in Orschel-Hagen trat an 40 Gebäuden Wasser ein, Kellerräume und Tiefgaragen standen 20 bis 30 Zentimeter unter Wasser.

In Sondelfingen wurde an einem Haus wegen des Wasserdrucks die Bodenplatte etwa 20 bis 30 Zentimeter angehoben. Weil die Wände erhebliche Risse zeigten, musste das Gebäude evakuiert und gesperrt werden. Die Bewohner kamen bei Verwandten unter. Die Reutlinger Feuerwehr war mit 26 Fahrzeugen und etwa 184 Einsatzkräften aktiv.

Zu den Schadenshöhen an beiden Tagen liegen bislang keine Behördenangaben vor. Verletzte gab es nach bisherigen Meldungen keine.