Außerdem zum Wahlsonntag

An die Urnen. Fertig? Wählt!

25.05.2019

Von über das Kreuz mit dem Kreuz

An die Urnen. Fertig? Wählt!

Haben Sie am Sonntag schon etwas vor? Ich hoffe doch sehr! Wahlen stehen ins Haus – fürs Europaparlament, für Stadt-, Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie für Kreistage in ganz Baden-Württemberg. Aufrechten Demokraten sollte das Herz vor so viel Mitbestimmungsmöglichkeit überquellen. Stattdessen beschleicht mich der Eindruck, das Kreuzchenmachen wird vielerorts als lästige Pflichtübung wahrgenommen. Sollte dieser Eindruck wahr sein, wäre das sehr, sehr schade.

Wer seine Briefwahlumschläge schon auf den Weg gebracht hat, kann an dieser Stelle aus dem Text aussteigen. Das haben Sie prima gemacht, vielen Dank!

Alle anderen, die noch nicht so recht wissen, wo und warum sie ihr Kreuz machen sollen, möchte ich – ja, ausgerechnet ich kleiner Schreiberling – noch ein letztes Mal eindringlich motivieren: Tun sie’s trotzdem. Kreuzen Sie wenigstens das kleinste Übel an, wenn Sie nichts überzeugend Gutes für sich finden.

Offen gestanden: Mir fällt es auch von Jahr zu Jahr schwerer. Familientradition („Schon mein Opa hat immer CDU/SPD/FDP gewählt!“) ist ein zwiespältiger Ratgeber. Es geht ja bei Wahlen nicht um die Bewahrung und die Verwaltung dessen, was früher einmal gut war, sondern um die Gestaltung dessen, was kommen wird und gut werden soll. Parteien, die vorgestern gute Ideen für gestern hatten, überzeugen mich heute mit ihren Ideen für morgen vielleicht nicht mehr.

Fan-Getue wie bei Musikgruppen und Fußballvereinen muss man mal hinten anstellen– da hätte eine Abkehr etwas Ehrenrühriges: Nur weil die Lautrer im Nirwana vor sich hin dümpeln, bin ich doch nicht weniger ihr Fan als 1998. Das allerdings ist nur Fußball, nur Show. Bei Wahlen steht das echte Leben mit all seinen Konsequenzen auf dem Spiel.

Befürchtet jemand, vielleicht ein Erstwähler, sich in der Vielzahl der Möglichkeiten zu verlieren und irgendwas falsch zu machen? Die Chancen sind gering; wie viele Stimmen wo zu vergeben sind, ist auf den Zetteln sauber dokumentiert. Wer es persönlich erklärt haben möchte, darf die Helfer im Wahllokal fragen.

Wenn nun aber doch ein Kreuz zu viel im Bündel landet? Dann ist es ungültig. Schade um die Mühe, aber keine Sorge: Der Wähler wird dafür nicht belangt. Auch ungültige Stimmen dokumentieren seinen Willen, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen. Im Normalfall ergänzt der Stimmzettel das Gesamtergebnis und unterfüttert die Legitimation des gewählten Gremiums.

Alles zu kompliziert? Sie wollen aus irgendwelchen Gründen immer noch nicht wählen gehen? Ihr Umfeld sieht das ähnlich? „Bringt doch eh nix!“ und ähnliche Weisheiten machen die Runde? Gerade dann sollten Sie den zuständigen Körperteil hochkriegen, wählen gehen und ihre Mit-Unkenrufer gleich ins Schlepptau nehmen. Denn seien Sie sicher: Diejenigen im Dorf oder Städtchen, die Sie am wenigsten leiden können, die gehen bestimmt wählen. Und höchstwahrscheinlich genau das, was Sie überhaupt nicht wollen.

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Erstellt:
25.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 25.05.2019, 01:00 Uhr

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