Übrigens

Angekommen inmitten von Freunden

Angekommen. Kein Wort trifft besser, wie es der jesidischen Familie Khadeeda geht. In diesem Wort steckt das Ende einer langen Reise, es steckt Erleichterung darin und das Gefühl, in der Mitte von Freunden gelandet zu sein. Das war nicht selbstverständlich. Allein die Reise vom Irak durch die Türkei, in einem Gummiboot übers Meer nach Griechenland, dann mit Autos, Bussen und zu Fuß über den Balkan bis nach Deutschland – allein diese Reise gemeinsam zu überstehen, ist ein unglaubliches Glück.

24.12.2016

Von Sabine Lohr über eine andere Weihnachtsgeschichte

Hier traf die Familie auf Menschen, die ihr Herz weit öffneten, die ihre Arme ausbreiteten und bereit waren und sind, vieles zu geben. Da ist Lisa Bark, die den dauernd wiederholten Dank von Khairi Khadeeda zurückweist: „Nicht Ihr habt zu danken, sondern ich“, sagt sie. „Ihr bereichert mein Leben, Ihr gebt mir so viel.“ Da ist der fröhliche Nick Patterson, der sich im Juni an eine Kleinanzeige vom April erinnerte und der Familie sein Haus anbot, als sei das die größte Selbstverständlichkeit. „Ich hab doch selber fünf Kinder und weiß, wie schwierig das ist.“ Und da sind die Nachbarn, die mit Khairi sonntags in die Kirche gehen, die Familie zum Essen einladen und ein Hoffest mit ihr feiern. Erst seit einem halben Jahr wohnen die Khadeedas nun in der Rappstraße – und sie sind so gut integriert, wie man es sich nur wünschen kann.

Nur die Bürokratie hinkt hinterher. Weil der eine Dolmetscher den Nachnamen anders transkribierte als der andere, hat Khairi noch keinen Aufenthaltstitel, schlägt dem jungen Mann Misstrauen entgegen, darf er weder einen offiziellen Kurs besuchen, noch arbeiten. Dabei wäre dieses Problem so einfach zu lösen: Mit einem Blick in die irakischen Pässe. Dort sind die Namen exakt gleich geschrieben. Und zur Not würde auch ein DNA-Test helfen. Wenn die Politiker Integration wirklich wollen und nicht nur davon reden, sollten sie sich in einem solchen Fall schleunigst bewegen.

Und sich ein Beispiel nehmen an den Bürgern, die sie wählten. Denn die Freunde der Familie Khadeeda sind nicht die einzigen, die helfen. Auch Omar aus Aleppo, über den wir kürzlich berichteten, hat eine Bleibe gefunden – bei einem Paar in Pfäffingen. Ein Rentnerpaar in der Altstadt lässt einen jungen Syrer bei sich wohnen. Etliche Familien nahmen minderjährige Flüchtlinge bei sich auf.

Solange es so viele gibt, die unterstützen und helfen, braucht uns nicht bange zu sein vor den wenigen, die sich am liebsten verhalten würden wie einst König Herodes, zum Glück aber dessen Macht nicht haben. Sorgen wir dafür, dass das so bleibt.