Waldachtal · Schulfusion

Angst vor dem Schulstandortaus

In der Gemeinde Waldachtal führt die Frage einer Zusammenlegung der beiden örtlichen Grundschulen zu kontroversen Diskussionen aller Gremien.

17.10.2019

Von Andreas Wagner

Die Waldachtalschule in Waldachtal-Tumlingen ist der zentrale Schulstandort der Gemeinde Waldachtal.Bild: Andreas Wagner

Die Waldachtalschule in Waldachtal-Tumlingen ist der zentrale Schulstandort der Gemeinde Waldachtal.Bild: Andreas Wagner

In den Sitzungen der Ortschaftsräte Tumlingen, Cresbach, Lützenhardt und Salzstetten wurde in den vergangenen Tagen jeweils über die Zusammenlegung der Waldachtalschule und der Grundschule (Bildungshaus) Salzstetten beraten. Ortsvorsteher Friedrich Hassel hatte in der Gemeinderatsitzung am 24. September per Antrag eine grundlegende Beratung des Themas in den Ortschaftsratsgremien durchgesetzt.

In einem Gespräch mit dem Schulamt Rastatt wurde angeregt, aus beiden Grundschulen verwaltungsmäßig eine Schule zu formen. Zielsetzung dabei: Die Waldachtalschule erhält eine Außenstelle Salzstetten. Dabei bliebe die Grundschule (GS) Salzstetten Bildungshaus erhalten und die Waldachtalschule im Programm „Schulreifes Kind“. Die Gemeinde hat damit die Besetzung einer attraktiven, aufgestockten Rektorenstelle im Blick.

Die Rektorin der Waldachtalschule wird im Sommer 2020 in Pension gehen. Zudem hat die kommissarische Schulleiterin Stefanie Seiser signalisiert, diese kommissarische Leitung zum Ende des Schuljahres aufzugeben. Somit wären zum Schuljahr 2020/2021 beide Leitungsposten vakant. Beide Rektorenstellen wurden bereits in der Vergangenheit mehrmals ausgeschrieben; Bewerbungen gingen jedoch keine ein. Durch die organisatorische Zusammenlegung beider Schulen erhofft sich die Gemeinde den Vorteil einer attraktiven Rektorenstelle. Ebenso könnte dank der höheren Schülerzahl wohl auch eine Konrektorenstelle an der GS Salzstetten entstehen. Und die Vertretung innerhalb beider Schulen dürfte problemloser ablaufen würde, da ein größeres Kontingent an Lehrkräften zur Verfügung stünde.

Als einzigen Nachteil betrachtet die Gemeinde den Rückgang der Rektorenstunden. Bislang stehen der Schulleitung 29 Stunden für Verwaltungsaufgaben zur Verfügung. Durch einen Zusammenschluss würde sich das auf 20 Stunden minimieren.

Aus den Beratungsunterlagen geht hervor, dass die Schaffung einer Außenstelle Salzstetten keinen ersten Schritt zur endgültigen Zusammenlegung beider Schulen darstellt. Daran hat die Gemeinde kein Interesse, weil das weder Einsparpotenzial in räumlicher noch in finanzieller Sicht ergibt. Mit der Zusammenlegung will die Gemeinde lediglich den Grundstein einer zukunftsfähigen Schule und einer langfristig interessanten Schulleiterstelle schaffen. Über die organisatorische Zusammenlegung wurde bereits in der Gesamtlehrerkonferenz und in den Schulkonferenzen beider Schulen diskutiert.

In der schriftlichen Stellungnahme der kommissarischen Leitung der GS Salzstetten (Susanne Seiser) überwiegen bei Weitem die Nachteile einer Fusion beider Standorte. Seiser weist auch darauf hin, dass die Diskussion um den fehlenden Schulleiter im Bildungshaus irrelevant sei, da die Lehrer in Salzstetten diesen Posten kommissarisch übernehmen könnten. Derzeit ist dies auch Fakt, doch die Kontinuität dieser Lösung ist nicht gegeben.

Seiser weist auch darauf hin, dass bei einem Wegfall einer eigenständigen Grundschule auch der Kindergarten betroffen sein könnte. Eltern würden dann auch einen anderen Ort für den Kindergartenbesuch wählen. Die zukünftigen Schülerzahlen in Salzstetten seien jedoch auf hohem Niveau, da stärkere Jahrgänge bevorstehen. Auch Rektorin Sonja Hetzel informierte in einem Schreiben die Gemeinde über das Fazit der Konferenzen: In beiden Gremien sei zu dem Vorhaben/Antrag in geheimer Abstimmung mehrheitlich eine Ablehnung erfolgt. So auch in der Sitzung des Ortschaftsrats Lützenhardt, welcher aufgrund der vorliegenden Stellungnahmen beider Schulen die Fusion einstimmig ablehnte. Das Gremium sprach sich stattdessen dafür aus, die Rektorenstelle der Waldachtalschule erneut auszuschreiben. Weil Seiser momentan noch die kommissarische Leitung der GS Salzstetten ausübt, bestehe diesbezüglich zum jetzigen Zeitpunkt kein weiterer Handlungsbedarf.

Der Ortschaftsrats Cresbach tat sich schwer, eine Entscheidung z zu treffen. Aus organisatorischer Sicht sei die Zusammenlegung zwar sinnvoll, aber die Rahmenbedingungen sollten für beide Schulen zunächst geklärt werden. „Wir teilen aber trotzdem klare Bedenken“, sprach Rat Mathias Haag für das Gremium.

Ortsvorsteher Kurt Kübler (Tumlingen) machte auf ein weiteres Szenario aufmerksam: Es könnte die Gefahr bestehen, dass sowohl die Waldachtalschule als auch die GS Salzstetten zu Außenstellen einer Schule im Umkreis erklärt werden, sofern sich keine Rektoren-Nachfolger für beide finden lassen. Aus organisatorischer Sicht unterstützt das Gremium mehrheitlich den Zusammenschluss und sprach sich ebenso für die Aufrechterhaltung des Bildungshauses Salzstetten aus. Bei den Beratungen im Ortschaftsrat Salzstetten überwog die Angst über eine Schließung der Einrichtung in naher oder ferner Zukunft (siehe den weiteren Artikel).

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Erstellt:
17.10.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 17.10.2019, 01:00 Uhr

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