Tübingen

Anmaßend

13.03.2018

Von Karl Joachim Hemeyer, Tübingen

Ihr Leserbrief, Frau Dufft, zur Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Hans Gmelin ist albern, empörend, peinlich, anmaßend und faktenresistent.

Albern: „Ach, Tübingen, du selbstverliebte Stadt! ... frei von der Leber weg uns eine weiße Weste herbei zu beschließen“.

Empörend: „13 Jahre ‚Drittes Reich‘ … wie all die Männer, die Ehrgeiz hatten ... und was werden wollten.“ Deshalb musste sich Gmelin als Gesandtschaftsrat in Pressburg unter anderem an der Deportation von Zehntausenden slowakischen Juden beteiligen, die nach Auschwitz und in das Ghetto Lubin gebracht wurden?

Peinlich: „20 Jahre OB … Sühne für seine Verstrickung in das Höllen-Regime“ . Bei Wasser und Brot Zwangsarbeit im Tübinger Rathaus? Und Gmelin „hatte nicht mit den Enkeln gerechnet … Generation, die nicht in Erwägung zieht, dass Reue und Sühne anerkannt werden will … so naiv war er auch.“ So naiv war er nicht!

Anmaßend: Uns, „die wir unter der Dominanz des Christus-Archetyps aufgewachsenen sind“, meinen Sie mit den Bibelzitaten: „Richtet nicht …“ und „Wer ohne Schuld ist …“ belehren zu müssen.

Faktenresistent: Sie ignorieren die Fakten, relativieren Verbrechen Gmelins! Es ist keine Bekundung der Reue, keine Entschuldigung bekannt. Es geht um den Respekt für die Opfer „in einer Stadt, die vor lauter Begeisterung mal das erste judenfreie Freibad in Deutschland geliefert hat.“ Dieser Respekt fehlte Gmelin bei der Annahme der Ehrenbürgerwürde. Hierüber lohnt sich für Sie, nachzudenken.