Auch mit Zutaten aus zweiter Hand kann man ordentlich Nervenkitzel fabrizieren.

Antikörper

Auch mit Zutaten aus zweiter Hand kann man ordentlich Nervenkitzel fabrizieren.

24.11.2015

Von che

Antikörper

Schon vor dem Vorspann scheint der Fall gelöst. Nach einem blutigen Scharmützel verhaftet die Berliner Polizei einen offenbar Wahnsinnigen (André Hennicke), der ein Dutzend Kinder vergewaltigt und umgebracht haben soll. Auch in einem Dorf tief im Thüringischen atmet man auf. Dort wurde vor Jahresfrist ein zwölfjähriges Mädchen grausam ermordet, worauf sich der Mehltau des Misstrauens über den Ort gelegt hat. Allein der Dorfpolizist Martens (Wotan Wilke Möhring) bleibt skeptisch. Bevor er den Fall zu den Akten legt, will er den mutmaßlichen Schänder selbst in die Mangel nehmen. Und öffnet dadurch vollends die Büchse der Pandora.

„Antikörper? ist ein Genrefilm mit Sternchen. Neben der rein kriminalistischen Frage ? wer war denn nun der Mädchenmörder? ? will er auch noch philosophisch Punkte sammeln. Als Demonstrationsobjekt fungiert Polizist Martens, ein gottesfürchtiger Simpel mit hehren moralischen Grundsätzen, den es Schritt für Schritt an den Abgrund des Bösen verschlägt. Dem Besuch im Sexschuppen folgt der Ehebruch ? und dann? Auf beiden Ebenen hält der Film bis zum Schluss ein solides Suspense-Niveau.

Originalität kann Regisseur und Drehbuchautor Christian Alvart allerdings kaum für sich in Anspruch nehmen. Dazu ist einfach zu vieles zu offensichtlich abgekupfert: das Psychoduell zwischen Killer und Polizist aus „Das Schweigen der Lämmer?, die rätselhaften Bilder des Mörders aus „Sieben?, die Provinzkulisse und der Wahn des Ermittlers aus „Es geschah am hellichten Tag?, das alttestamentarische Finale aus „Die Nacht des Jägers?. Immerhin gelingt es Alvart, die zusammengeklauten Bausteinchen apart zu arrangieren, wobei er eine beachtliche visuelle Gestaltungskraft offenbart. Besonders gelungen ist der in Cinemascope breit ausgereizte Schauplatz-Kontrast zwischen nachtschattiger Großstadt und scheinidyllischem Hinterwald, die ihre je eigene Bedrohlichkeit ausstrahlen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Optimist 13.08.200612:00 Uhr

Dies ist ein deutscher Thriller, der aus einem kleinen Budget das optimale rausholt. Allein deshalb 1+

Boris Dollinger 17.07.200512:00 Uhr

Alvart hat einen Serienkillerthriller gedreht. Was spannend, und mit "Boondock Saint" Reedus in netter Gastrolle, beginnt, fällt trotz ansprechender Inszenierung, in sich zusammen. Dies liegt am Drehbuch, das an den richtigen Stellen klaut, aber jeden guten Ansatz mit heilloser Übertreibung und platter Symbolik totschlägt, und dabei extrem vorhersehbar bleibt. Sei es die mißlungene Charakterisierung der Figuren die viel reden trotzdem ihre Gefühle nicht ausdrücken(Möhring beweist dass er kein Hauptdarsteller ist, Hennicke spielt einfach nur den Irren), und unrealistische Wandlungen durchlaufen oder wie bei Hoenigs Charakter einfach nur Klischee sind, die gestelzten Dialogie die geradezu herausschreien sie wären gerne Kunst, oder die klischeehafte und unsubtile Entwicklung der Story bis zum dämlichen(damit es auch jeder versteht mit Alttestamentarischen Off-Kommentar unterlegt)Ende inklusive CGI-Rehe, der Film läßt keine Möglichkeit aus sich das Wasser abzugraben.

nwilson 16.07.200512:00 Uhr

Bin ein großer Genrefan und kann nur unterstreichen: Der Film ist ein Meisterwerk. Und er ist auch nicht "abgekupfert"; dazu entfernt er sich viel zu oft und zu weit von ausgetretenen Pfaden. Bitte ansehen, damit mehr solche FIlme gedreht werden!

killermichi 15.07.200512:00 Uhr

geiler film

Goud 09.07.200512:00 Uhr

Bin kein Kinogänger, war aber gestern wieder mal da. Hab seit langem nicht mehr so einen guten Film gesehen.