Bürgerdialog

Anwohner verärgert über Verkehrsrowdys

Anlieger der Weillindestraße schütten ihr Herz aus zu Nöten mit dem Verkehr. Der Bürgermeister zeigt sich offen für Forderungen wie fest eingebaute Asphaltschwellen, die Raser ausbremsen.

06.10.2018

Von Frank Wewoda

„Jetzt habe ich ein Fass aufgemacht“, ahnt der Bürgermeister, als sich auf dem Parkplatz bei den Fußballplätzen in der Weillindestraße fast 50 Anwohner versammeln. Bilder: Wewoda

„Jetzt habe ich ein Fass aufgemacht“, ahnt der Bürgermeister, als sich auf dem Parkplatz bei den Fußballplätzen in der Weillindestraße fast 50 Anwohner versammeln. Bilder: Wewoda

Zwei Tempohemmschwellen hat die Gemeinde Ende August einem Anwohner der Weillindestraße vor sein Haus gesetzt. Doch die sorgten für Unmut: Zu laut seien sie beim Überfahren, klagte der Empfinger, der sich die Tempohemmschwellen selbst gewünscht hatte laut Bürgermeister Truffner. Nun wurde beim Einwohnergespräch zur Verkehrssituation in der Weillindestraße ein weiterer Grund bekannt, warum die Plastikbarrieren am Boden, die den Verkehr abbremsen sollen, in Ungnade fielen: Einer der rund 50 Teilnehmer des Einwohnergesprächs, zu dem die Gemeinde auf den Parkplatz beim Sportgelände der SG Empfingen einlud, berichtete von Protesten und Provokationen: Mopedfahrer seien hin und her gefahren vor dem Haus mit den Tempohemmschwellen, „die haben richtig provoziert, Stinkefinger und die Faust gezeigt“, so derTeilnehmer empört.

Abgesehen von solchen besonders emotionalen Ausschlägen wurde schnell klar: Der Diskussionsbedarf unter den Anwesenden auf dem Parkplatz in der Weillindestraße ist allgemein groß. Der Verkehr hier ist schon seit langer Zeit ein Aufreger im Ort. Die Klagen waren zahlreich: „Die brettern mit 50 und Handy am Ohr vorbei“, lautet eine Wortmeldung. Ein Anwohner berichtete, kürzlich mit 33 Stundenkilometern unterwegs gewesen zu sein in der auf Tempo 30 begrenzten Weillindestraße.

„Da haben mich zwei Autos überholt“, so der Empfinger. 70 Prozent der Fahrer seien Wiederholungstäter mit Rottweiler oder Balinger Kennzeichen, behauptete der Redner.

Da die Grund- und die Werkrealschule in der Weillindestraße liegen, heben viele der Nachbarn die Verkehrssicherheit der Schüler als Argument für die besondere Dringlichkeit ihrer Anliegen hervor. „Wenn hier nur ein Kind überfahren wird, ist es zu spät“, sagte einer. Weiterer Punkt auf der langen Mängelliste: Lastwagen mit mehr als 5,5 Tonnen Gewicht seien oft unterwegs, die keine Anlieger seien und daher laut gültiger Verkehrsregelung die Weillindestraße eigentlich nicht befahren dürften. Die Strecke ausschließlich für Anlieger freizugeben, riet daher Anwohner Jürgen Link. Doch die derzeitige Regelung ist aus verkehrsrechtlichen Gründen nicht so einfach zu ändern, gab ihm Truffner zu verstehen. Dafür wurden fest eingebaute Schwellen aus Asphalt, die Link ebenfalls vorschlägt, wohlwollender aufgenommen. Diese kenne er aus Frankreich und Spanien, berichtete Link. Truffner klang nicht abgeneigt, habe seine Heimatgemeinde Bieringen doch ebenfalls diese Lösung gewählt, die allerdings nicht ganz günstig sei. Allgemein klagte Anwohner Link über den Verkehr in der Weillindestraße: „Es lässt nicht nach, sondern wird immer schlimmer.“ Damit sprach er vielen der Nachbarn aus dem Herzen.

Die Bürger umringten ihren Schultes vor den Recyclingcontainern, das Gespräch kam weiter in Fahrt. „Einer nach dem anderen“, musste Truffner mahnen, so laut wurde das Stimmengewirr zwischenzeitlich. Anwohner Ralph Munz überreichte dem Bürgermeister sogar ein Papier mit sieben Vorschlägen zur Verbesserung der Situation. Er kritisierte, dass die Inseln mit Bäumen, die so genannten Verkehrsflussbremsen, an den falschen Stellen gebaut wurden. Jene, die gegenüber von Einmündungen liegen wie bei der Joseph-Sprißler-Straße (siehe auch Foto), seien nutzlos, weil die auf der Seite der Bauminsel befindlichen und damit eigentlich wartepflichtigen Fahrer den Gegenverkehr zum Ausweichen in die einmündende Straße zwingen, so Munz. Die Bauminseln an geeignetere Stellen zu versetzen, schlug er vor.

„Mehr Verkehrskontrollen“ lautete jedoch die am häufigsten zu hörende Forderung an diesem Abend. Truffner wies darauf hin, dass der Empfinger Ordnungsdienst „nicht immer überall sein kann“. Den fließenden Verkehr könnten seine Mitarbeiter ohnehin nicht anhalten. Mehr Personal einzustellen, riet ein Anwohner, das rechne sich doch schnell bei den dann zusammenkommenden Bußgeldern, meinte ein anderer. „Das würde sich schon rechnen, aber dann machen Sie auch mehr Ärger“, erwiderte Truffner. Für Geschwindigkeitskontrollen wiederum sei die Straßenverkehrsbehörde Horb zuständig in der Verwaltungsgemeinschaft mit Empfingen und Eutingen mit ihrem mobilen Radargerät. „Wir werden keinen stationären Blitzer wie in der Haigerlocher Straße bekommen“, stellte Truffner klar. „Warum kommt der mobile Blitzer denn nicht öfter?“, wurde daraufhin gefragt. „50 Prozent der Probleme wären gelöst, würde man mehr kontrollieren“, ist Munz überzeugt.

Truffner schrieb alle Ideen mit, die Liste wurde lang und länger. Der Schultes versprach, alles zu prüfen. „Ich find‘s gut, dass wir unseren Kropf leeren können“, lobte Ralph Munz.

Kritik gab es an den begrünten Einbuchtungen in der Weillindestraße.

Kritik gab es an den begrünten Einbuchtungen in der Weillindestraße.

Empfinger Ost-West-Querspange südlich der Ortsmitte

Die Weillindestraße verbindet die Empfinger Hauptverkehrsachsen Mühlheimer Straße, die als Kreisstraße 4767 ausgewiesen ist, und die Haigerlocher Straße, die der Landesstraße 410 entspricht. Diese führt vom südöstlichen Ortseingang ab der Anschlusstelle Empfingen der A 81 bis zur Abzweigung nach Fischingen.

Lage und Anbindung machen die Weillindestraße zur Querspange in Ost-West-Richtung, die eine Umfahrung der Empfinger Ortsmitte ermöglicht. An der Weillindestraße liegen neben dem Sportgelände der SG Empfingen die Grund- und Werkrealschule mit Turnhalle und Lehrschwimmbad sowie die Bücherei.

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Erstellt:
06.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec
zuletzt aktualisiert: 06.10.2018, 01:00 Uhr

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