Heidehüter mit Vorbildfunktion

Arbeit an der Bergfelder Wacholderheide ist für den Deutschen Landschaftsschutzpreis 2016 nominiert

Seit 1989 – also mehr als 25 Jahre – pflegen die Bergfelder ihre Landschaft rund um den Flecken, besonders die das Ortsbild prägende Wacholderheide. Als Belohnung hat Bergfelden nicht nur eine vorbildliche Landschaft, vielmehr ist der Heideverein vom Landschaftserhaltungsverband Rottweil (LEV) für den Deutschen Landschaftsschutzpreis 2016 vorgeschlagen.

06.04.2016

Von Jürgen A. Klemenz

Die Landschaft an der Wacholderheide zeigt Bergfelden von seiner besten Seite – aber nur, weil seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz daran gearbeitet wird. Bilder: enz

Die Landschaft an der Wacholderheide zeigt Bergfelden von seiner besten Seite – aber nur, weil seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz daran gearbeitet wird. Bilder: enz

Bergfelden. Zuerst war es die Freiwillige Feuerwehr Bergfelden, die sich zwischen den 80er und 90er-Jahren um die Landschaftspflege rund um die Mühlbachgemeinde kümmerte. Vor allem der damalige Feuerwehrkommandant Günter Wößner war so etwas wie der „Mister Wacholderheide“, der mit seinen Feuerwehrkameraden erste Anstalten unternahm, die total überwucherten Hänge freizulegen – ein äußerst mühsames Geschäft, erwiesen sich doch vor allem die Schwarzdornhecken als fast undurchdringlich. So waren die ersten Jahre hauptsächlich eine Erstpflege, um die Flächen von den Forchen und Hecken zu befreien, bis dann ab 1996 eine regelmäßige Nachpflege erfolgte und zwar jedes Jahr mit zum Teil 1000 freiwilligen Arbeitsstunden. So kamen von 1989 bis heute knapp 18 000 Arbeitsstunden zusammen.

Übrigens traf es sich bestens, dass in den Reihen der Bergfelder Feuerwehr auch der Schäfer Klaus Schaible ist, der von der ersten Stunde an aktiv mit anpackte, zudem die Flächen in all den Jahren mit seinem Schafen regelmäßig beweidete, so dass eine vorbildliche Zusammenarbeit entstand.

1993 kauften die Wehrmänner aus ihrer Mannschaftskasse einen Balkenmäher für stattliche 11 000 D-Mark, erhielten damals einen Zuschuss dafür von der Stadt Sulz von 4000 Mark. Alle übrigen Geräte, die für die Mäh- und Rodungsarbeiten notwendig waren, wie Motorsäge, Seilwinden, Schlepper und vieles mehr stellten die Feuerwehrkameraden aus ihren privatem Bestand kostenlos zur Verfügung.

Fast 18 000 Stunden
geleistet

2006 entstand dann aus der Feuerwehr heraus der „Verein zur Pflege und Erhaltung der Kulturlandschaft Bergfelden“, kurz der Heideverein, der unter der Führung von Günter Wößner in der Zusammensetzung identisch war, sprich, er setzte sich aus den Feuerwehrkameraden zusammen – und das ist bis heute so geblieben. Wößner blieb bis 2013 Vorsitzender, dann übernahm Günter Beck den Heideverein – und auch unter seiner Führung wurden die jährlichen Pflegemaßnahmen nahtlos fortgesetzt.Für dieses außergewöhnliche Engagement hat nun der Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Rottweiles den Heideverein für den Deutschen Landschaftspflegepreis 2016 vorgeschlagen. Den Deutschen Landschaftspflegepreis gibt es seit 2005 und er wird beim Deutschen Landschaftspflegetag überreicht, der diesmal am 29. Juni in Dresden stattfindet. Bei der Geschäftsstelle des Deutschen Landschaftspflegeverbands (DLV) sind bundesweit zehn Nominierungen eingegangen. Vergeben werden Preise in drei Kategorien. In der Kategorie „vorbildliche Projekte“, für die der Heideverein nominiert ist, können Projekte von DVL-Mitgliedern ausgezeichnet werden, die Landschaftspflege mit einem beispielhaften Konzept und mit unkonventionellen Ideen angehen und erfolgreich umsetzen. Der erste Preis ist mit 750 Euro, der 2. Preis mit 500 Euro dotiert. Dann gibt es noch die Kategorie „engagierte Personen“ und einen Sonderpreis, der in den vergangenen Jahren allerdings nicht vergeben wurde.

Schon zwei Preise
gewonnen

Der Landschaftserhaltungsverband Rottweil begründet seinen Vorschlag unter anderem damit, dass der Heideverein seit 25 Jahren auf rund 50 Hektar Fläche eine überaus wertvolle und vorbildhafte Unterstützung des örtlichen Schäfers bietet, und zwar durch folgende Maßnahmen: Praktische Pflegeeinsätze zur Erstpflege von Sukzessionsflächen sowie Weidepflege auf den Wacholderheiden in bisher 17 643 Arbeitsstunden seit 1989; Berücksichtigung besonderer Artvorkommen, zum Beispiel Lebensraumtyp Trockene Heide mit Vorkommen von deutschem Ginster, verschiedenen Orchideenarten, wie zum Beispiel Bienenragwurz durch Weitergabe der Artenkenntnis an Mitglieder und anderen Aspekten.

Durch die Arbeit des Vereins und dessen Öffentlichkeitsarbeit würden die Bevölkerung immer wieder die Schönheit und Eigenart der heimischen Kulturlandschaft vor Augen geführt.

Im Schreiben des LEV heißt es weiter, „das Bewusstsein, dass der Erhalt der Kulturlandschaft nicht umsonst zu haben und nicht alleinige Aufgabe der Bewirtschafter ist, wird somit auch in die Bevölkerung transportiert. Dies fördert die Wertschätzung der Arbeit des Heidevereins und begründet das öffentliche Interesse hierfür.“ Die langjährige vorbildhafte Zusammenarbeit des Vereins mit der örtlichen Schäferei könne somit als Vorbilddienen.

Der Heideverein hat bisher bereits den Landschaftspflegepreis des Schwäbischen Heimatbundes in den Jahren 1993 und 2005 erhalten und hätte jetzt nach den Worten von Wolfram Rösch, dem stellvertretenden Geschäftsführer des LEV Rottweil, den Preis verdient. „Wir können das zwar ganz schlecht abschätzen, wie die Chancen sind, aber wir sind zuversichtlich. Denn der Heideverein ist dafür prädestiniert, weil seine Arbeit seit Jahren einzigartig ist.“

Auf der Geschäftsstelle in Ansbach hielt sich Isabell Reschke, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, mit einer Aussage über die Chancen ebenfalls zurück. „Ich kann nur soviel sagen, es sind ganz tolle Projekte dabei.“ Ob die Bergfelder leer ausgehen oder dann die Fahrkarte nach Dresden lösen können, erfahren sie noch diesen Monat. „Die Gewinner werden Ende April informiert“, sagte Reschke.

Arbeit an der Bergfelder Wacholderheide ist für den Deutschen Landschaftsschutzpreis 2016 nominiert