Integration

Arbeiten mit „Papa Wolfgang“

Mohammad AlSaqa hat eine neue Aufgabe: Der 30-jährige Syrer startete eine Ausbildung als „Altenpfleger mit Migrationshintergrund“ im Horber Pflegeheim Bischof Sproll.

24.12.2016

Von Alexandra Feinler

Gudrun Fischer (links stehend) und Stiftungsdirektor Peter Silberzahn (rechts) bilden mit Mohammad AlSaqa (Zweiter von links) ihren ersten syrischen Altenpfleger im Altenpflegeheim Bischof Sproll in Horb aus. Dieser kommt auch bei den Heimbewohnern wie Irmgard Marianne Dreher und Herbert Heck an. Bild: Feinler

Gudrun Fischer (links stehend) und Stiftungsdirektor Peter Silberzahn (rechts) bilden mit Mohammad AlSaqa (Zweiter von links) ihren ersten syrischen Altenpfleger im Altenpflegeheim Bischof Sproll in Horb aus. Dieser kommt auch bei den Heimbewohnern wie Irmgard Marianne Dreher und Herbert Heck an. Bild: Feinler

Schön, dass du da bist“, Irmgard Marianne Dreher streckt im Vorbeifahren Mohammad AlSaqa ihre Hand entgegen. Der Syrer ist der erste Flüchtling, der eine Ausbildung zum „Altenpfleger mit Migrationshintergrund“ im Altenpflegeheim Bischof Sproll in Horb macht. Zudem ist er der erste Flüchtling in Eutingen, der dieses Jahr eine Ausbildung aufgenommen hat, worauf sein Ziehvater und Wegbegleiter Wolfgang Maier stolz ist. „Wir haben gemeinsam überlegt, was ihm liegt“, erklärt der Rohrdorfer. Mohammad AlSaqa sei ein strebsamer, wissbegieriger Mensch, der in Syrien viele Jahre studiert und später auch als Lehrer gearbeitet habe. Seine soziale Ader brachte ihn auf die Idee, in Deutschland eine Ausbildung zum Altenpfleger zu beginnen.

„Die Hürden sind hoch“, weiß Wolfgang Maier. Die Bürokratie habe viel Zeit gekostet. Dazu kam noch das Thema Aufenthaltserlaubnis, aufgrund dessen so manches Sonderformular und so mancher Behördengang nötig waren.

Ohne die Unterstützung durch den ehrenamtlichen Helfer Wolfgang Maier wäre die schnelle Aufnahme der Ausbildung nicht möglich gewesen, erklärt Mohammad AlSaqa. Der 30-Jährige ist seinem „Papa Wolfgang“ sehr dankbar und freut sich, dass er die vierjährige Ausbildung zum „Altenpfleger mit Migrationshintergrund“ beginnen konnte. Beim Kolping-Bildungswerk in Stuttgart lernt der gebürtige Syrer die Theorie in einer Klasse zusammen mit Menschen aus Bosnien, Spanien, Kamerun, Afghanistan, Iran und anderen Ländern. „Ich habe die Klassengemeinschaft als sehr herzlich empfunden“, beschreibt Wolfgang Maier seine Wahrnehmung beim Ausbildungstag in Stuttgart. Und auch Mohammad AlSaqa zeigt gerne Fotos von seinen Ausbildungskollegen. Anspruchsvoll sei so manches Fach, denn neben den deutschen Fachbegriffen müsse er beispielsweise im Bereich Anatomie die lateinischen Namen lernen. „Die Ausbildung ist vom Inhalt her gleich wie die Dreijährige“, erklärt Gudrun Fischer vom Altenpflegeheim Bischof Sproll in Horb. In der Praxisphase werde er daher in alle Bereiche hineinschnuppern und alle Aufgaben erledigen, die vom Kolping-Bildungswerk gefordert werden. Eine Fachkraft macht ihm die Aufgaben vor und hilft bei Sprachbarrieren. „Er bringt sich gut ein, denn er sieht, welche Arbeit zu tun ist und geht schnell zur Hand“, beschreibt Gudrun Fischer die ersten Erfahrungen.

Im September habe der Syrer ein Praktikum gemacht, wobei schon nach zwei Tagen ersichtlich gewesen sei, dass ihm die Ausbildung liegen könnte. „Es hat mir gut gefallen“, blickt der Syrer zurück. Nachdem er sich beworben hatte, entschied sich die katholische Spitalstiftung, zum ersten Mal die duale Ausbildung zum „Altenpfleger mit Migrationshintergrund“ anzubieten. „Wir freuen uns, dass es das Angebot gibt“, erklärt Stiftungsdirektor Peter Silberzahn.

Das Kolping-Bildungswerk erstellt den Ausbildungsplan. Was in der Theorie behandelt wird, muss Mohammad AlSaqa dann auch im Bischof Sproll in Horb lernen. Regelmäßig wird der Bildungsstand des Azubis überprüft. Bis auf die ausführlichere Erklärung und Unterstützung beim Lernen der deutschen Fachbegriffe würde der Syrer keine Sonderbehandlung erfahren. „Wir haben ihn jetzt anfangs in den Block eingeteilt, in dem der Männeranteil größer ist“, erklärt Gudrun Fischer. Das habe aber nichts mit seiner Abstammung zu tun: „So manche zu pflegende Frau möchte nicht gerne von einem Mann gewaschen werden. Das müssen wir akzeptieren.“

Beim Besuch auf der Station wird das Verhältnis zu den Heimbewohnern schnell deutlich. Irmgard Marianne Dreher begrüßt „ihren Mohammad“ herzlich: „Er ist sehr nett.“ Als Herbert Heck mit seinem Rollator an ihrem Rollstuhl vorbei möchte, hilft Mohammad AlSaqa. „Es macht Spaß. Ich bin gerne hier“, berichtet er. Natürlich müsse er noch einiges lernen, vor allem über Menschen mit Demenz. „Ich habe schon manche Worte gehört, die ich nicht verstanden habe. Meine Kollegin hat mir dann erklärt, wieso die Person das macht“, beschreibt der Auszubildende.

In seiner Heimatstadt Homms gebe es nur wenige Altenheime, weil alte Menschen in der Familie lebten. „Es macht mir Spaß“, erklärt der Syrer, der jeden Tag die Worte aufschnappe und zuhause lerne, denn er hat ein ehrgeiziges Ziel: „Ich will der Beste sein.“