Spannender Thriller um einen Lehrer, der im netten Nachbarn einen Terroristen vermutet.

Arlington Road

Spannender Thriller um einen Lehrer, der im netten Nachbarn einen Terroristen vermutet.

24.11.2015

Von Joachim Hentschel

Arlington Road

Mama, wie wird man eigentlich Terrorist? Der Papa weiß es: "Terrorismus ist ein Ausdruck sozialer Un-zufriedenheit", diktiert Michael Faraday (Jeff Bridges, der Dude höchstpersönlich) seiner Jungstudenten?Klasse in die Kulis, dazu zeigt er Dias vom verheerenden Bombenanschlag auf eine Finanzbehörde (und die sind echt; vor vier Jahren war das, in Oklahoma).

Was sie damals gefühlt habe, will der Dozent von einer rehäugigen Dauerwelle wissen. Sie: "Zuerst Zorn, dann Angst, dann Erleichterung". Schließlich war der mutmaßliche Bomber schnell aus ein paar herumliegenden Gliedmaßen zusammengepuzzelt ? ein verwirrter Jack Nobody, der sich einfach über einen Steuerbescheid zu sehr erregt hatte. Auch der Reagan?Attentäter hat ja damals nur geschossen, weil er Jodie Foster kennenlernen wollte, und hier hat Amerika ein Problem. Wenn den Terroristen nämlich der ideologische Überbau fehlt, sind sie längst nicht so leicht zu hetzen wie Kommunisten oder Sektierer.

Faradays Nachbar Oliver Lang (Tim Robbins) beispielsweise steht in keiner Verfassungsschutz?Akte, und trotzdem ist da was faul: Er trägt komische Pullis, hat den Bauplan der FBI?Zentrale auf dem Küchentisch liegen und kriegt Briefe von einer Universi-tät, auf die er angeblich nie gegangen ist. Faraday forscht nach, sucht im Namen Amerikas nach dem Staatsfeind, so wie die Katholikin Mia Farrow damals in "Rosemaries Baby" nach dem Satan fahndete.

Die spannenden Fragen in "Arlington Road" lauten ähnlich: Spinnt der Herr Professor nur? War der Tod seiner Freundin wirklich ein Unfall? Und was wollen die Bösen von seinem Sohn? Auf halber Strecke denkt selbst der wohlwollende Zugucker dann, daß eine maximal verkrachte Existenz wie Faraday sich doch lieber um den eigenen Kram kümmern sollte. Aber Vorsicht! Nicht jedes Patriotendrama muß bescheuert sein, nur weil es aus Hollywood kommt. Und wer jetzt nicht dranbleibt, verpaßt das grandioseste Filmende, das seit langem in der Blauen Brücke zu sehen war.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Chewbacca 30.05.200412:00 Uhr

Die beiden Hauptdarsteller Jeff Bridges und Tim Robbins sind (wie immer) überzeugend. Die Ausgangsidee an sich mag zwar nicht sonderlich originell sein, aber das balanciert der hohe Spannungsbogen des Streifens wieder aus. Einen kleinen Knicks in diese Spannung gibt es erst gegen Ende. Gut, nicht mehr, nicht weniger.

N.N. 04.04.200412:00 Uhr

Tim Robbins ist genial als mysteriöser Nachbar vom ebenfalls überzeugenden Jeff Bridges. Das Ende ist auch gelungen, wenn der Rhythmus des Films auch ein wenig zu schleppend sein mag.