Assassin’s Creed

Assassin’s Creed

Verfilmung des Computerspiels über einen Kriminellen, dem das Wissen seines Vorfahren aus dem 15. Jahrhundert implantiert wird.

15.10.2016

Von Johannes von der Gathen (dpa)

Er ist der Mann für die besonderen Rollen: Michael Fassbender wagte sich als Sexsüchtiger in „Shame“ an Tabugrenzen, kämpfte als Comic-Held in „X-Men“, verkörperte glaubwürdig das Computer-Genie Steve Jobs und vergoss viel Kunstblut in der wuchtigen Shakespeare-Adaption „Macbeth“. Aber auch in dem tränenreichen Drama „Between the Oceans“ war der 1977 in Heidelberg geborene und in Irland aufgewachsene Fassbender kürzlich zu sehen – obwohl die Kämpfertypen wohl eher die Domäne des Deutsch-Iren sein dürften.

Jetzt spielt der zwei Mal oscarnominierte Fassbender in der visuell ambitionierten Video spiel-Verfilmung „Assassin‘s Creed“ den zum Tode verurteilten Mörder Callum Lynch. Der gerät in die Fänge einer obskuren Templer-Organisation und wird in einem Forschungslabor auf Zeitreisen zurück in das Andalusien um 1490 geschickt: Der finstere Generaldirektor Alan Rikkin (Jeremy Irons) lässt sein Versuchsobjekt Lynch mittels einer DNA-Erinnerungs-Technologie die Abenteuer seines Vorfahren Aguilar im Spanien des 15. Jahrhunderts erleben. Rikkin und seiner ehrgeizigen Tochter Sophia (Marion Cotillard) geht es darum, den „Apfel Edens“ zu finden, um damit die Willensfreiheit des Menschen zu steuern.

Mit Logik oder Plausibilität kommt man in diesem Film nicht weit, aber die vielen Fans des Computerspiels werden auch auf der Leinwand ihren Spaß an den irren, bisweilen wirren Zeitreisen des düsteren Helden Lynch haben. Allerdings erschöpfen sich die Trips ins mittelalterliche Andalusien zumeist in ausgedehnten Kampfszenen, in denen sich die Kombattanten gerne mit dem blanken Messer massakrieren. Ganz finsteres Mittelalter mit ewig wabernden Nebeln, Hexenverbrennungen und Blutströmen. Aber die Gegenwart ist auch nicht viel besser. Da erleben wir den Protagonisten als Gefangenen in den aseptischen, kafkaesk anmutenden Versuchslaboren größenwahnsinniger Wissenschaftler.

Der Regisseur Justin Kurzel („Macbeth“) hat viel reingepackt in dieses 3D-Abenteuer, das visuell durchaus packend daherkommt. Dass die Charaktere aus der Videospiel-Serie flach wie ein Computerbildschirm bleiben, kann man dem Film kaum vorwerfen. Aber die Besetzung von „Assassin‘s Creed“ ist durchaus ansehnlich.

Jeremy Irons verkörpert überzeugend die graue Eminenz im Hintergrund, einen skrupelloser Wissenschaftler und aalglatten Geschäftsmann, der für seine finsteren Ziele über Leichen geht. Und die Oscar-Preisträgerin Cotillard („La vie en rose“) spielt die ehrgeizige Tochter, die aber immerhin noch Restspuren von Moral in sich trägt. Manchmal glaubt man gar, sie hätte sich ein wenig in den unglücklichen Zeitreisenden Lynch verliebt. Aber romantische Szenen sucht man in dieser atemlosen Materialschlacht vergebens.

Schließlich ist es wieder Michael Fassbender, der mit seiner starken Leinwandpräsenz fasziniert. Selbst im Korsett dieser eindimensionalen Video spiel-Verfilmung gelingt es ihm, eine zerrissene Figur glaubhaft darzustellen.

Action Besonders tiefschürfend ist die Computerspiel-Verfilmung nicht – dafür aber packend und schauspielerisch gut besetzt.