Literatur

Aus schwieriger Situation das Beste gemacht

Mit ihrem ersten Buch „Dem Schicksal ein Schnippchen schlagen“ möchte Caren Totzauer Menschen mit chronischen Krankheiten oder Querschnittslähmung sowie Angehörigen Ratschläge geben.

16.03.2018

Von Cristina Priotto

Caren Totzauer sitzt seit 2007 im Rollstuhl. Die Bergfelderin zeigt stolz die Bronzemedaille von der Weltmeisterschaft im Rollstuhl-Curling in Vancouver – und das erste Ratgeber-Buch. Bild: Priotto

Caren Totzauer sitzt seit 2007 im Rollstuhl. Die Bergfelderin zeigt stolz die Bronzemedaille von der Weltmeisterschaft im Rollstuhl-Curling in Vancouver – und das erste Ratgeber-Buch. Bild: Priotto

Diese Frau weiß, wovon sie schreibt und spricht: Caren Totzauer ist seit einem Treppensturz im damaligen Wohnhaus in Empfingen vor elf Jahren querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl.

Das Lachen hat die 48-Jährige durch den Unfall jedoch nicht verlernt, und auch vor Tatendrang, Energie und Ideen sprudelt die Wahl-Bergfelderin regelrecht über. Das aktuellste Beispiel der gebürtigen Hessin ist ein Buch mit dem Titel „Dem Schicksal ein Schnippchen schlagen“.

Das 176-seitige Werk entstand, nachdem Totzauer 2017 bei der Jahrestagung der Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie einen Vortrag hielt. „Ich wollte eigentlich nur ein Handout machen, aber irgendwann hatte ich soviel Material, dass ich beschlossen habe, daraus ein Buch zu schreiben“, erzählt die engagierte Frau.

Für die erste Fassung benötigte die frühere IT-Projektleiterin gerade einmal sechs Wochen. Satz, Layout und Cover stammen von der Autorin. Schwierig war indes die Suche nach einem Lektor.

Kürzlich hielt die zweifache Mutter dann stolz ihr erstes gedrucktes Buch in den Händen.

Caren Totzauer hat über ein Thema geschrieben, mit dem sich die Endvierzigerin bestens auskennt: „Krankheitsbewältigung bei Querschnitt und chronischen Krankheiten“, so lautet auch der Untertitel des Taschenbuchs.

Das Werk ist in einen theoretischen und einen praktischen Teil untergliedert: Die Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hypnosetherapie beschreibt darin nach Definitionen und Ursachen von Krankheiten die Konfrontation mit Erkrankungen, Folgen, Phasen der Krankheitsbewältigung und Einflussfaktoren wie Resilienz, Person oder Umwelt. Im praktischen Teil bietet die Verfasserin Tipps zur Bewältigung sowohl für Betroffene als auch für Familie, Angehörige und das Umfeld. Totzauer empfiehlt zudem aus eigener Erfahrung verschiedene Methoden der Psychotherapie. Im Anhang finden sich zahlreiche Lesetipps und hilfreiche Links.

Da Caren Totzauers zweiter Ehemann kürzlich einen Schlaganfall erlitten hat, kennt die 48-Jährige auch die Seite der Angehörigen. „Man muss das aushalten, denn es können viele Fehler gemacht werden, und viele Familien und Partner sind extrem unsicher“, weiß Totzauer. Der Erstling thematisiert aber nicht nur körperliche Einschränkungen, etwa nach Unfällen, sondern auch chronische Erkrankungen der Psyche wie Depressionen.

Als Betroffene rät die Querschnittsgelähmte, Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung grundsätzlich zu fragen: „Kann und darf ich Dir helfen, und wenn ja, wie?“. Manche staunen etwa, wenn die Frau mit Rollstuhl selbstständig mit dem umgebauten Auto vorfährt. Es gebe viele Hilfsmittel. „Ergebt Euch nicht in Euer Schicksal!“, macht Caren Totzauer Betroffenen Mut.

Das nächste Projekt der Bergfelderin ist eine Vortragsreihe über „Perspektivenwechsel“: Es helfe Angehörigen und Betroffenen gleichermaßen, sich in die Sichtweise des Anderen hineinzuversetzen, empfiehlt die Autorin, ebenso der Austausch mit Gleichgesinnten. Mit Perspektivenwechsel befasst sich auch das zweite Buch. Der Arbeitstitel steht bereits fest: „Das Schicksal kann mich mal“, soll das Werk heißen.

Aus persönlicher Erfahrung kann die leidenschaftliche Taucherin, die unter Wasser geheiratet hat, Sport empfehlen, um aus dem Tief herauszukommen. Beim Rollstuhl-Curling holte Totzauer als Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft 2009 bei der Weltmeisterschaft im kanadischen Vancouver Bronze. „Das hat mich unglaublich hochgepusht“, erzählt die Wahl-Bergfelderin mit leuchtenden Augen. Sich eigene Ressourcen, Fähigkeiten und Neigungen zu verdeutlichen, helfe.

Dies und die Weiterbildung zur Heilpraktikerin wertet Caren Totzauer als Chancen, die sich aus dem Sturz ergeben haben. „Jetzt bin ich da angekommen, wo ich immer sein wollte“, zieht die 48-Jährige Bilanz. Anderen zu positiver Veränderung zu helfen, macht die Querschnittsgelähmte glücklich. So kann man dem Schicksal ein Schnippchen schlagen.