Nicole Kidman als britische Aristokratin und Hugh Jackman als Rauhbein schlagen sich abenteuerlich durchs australische Outback.

Australia

Nicole Kidman als britische Aristokratin und Hugh Jackman als Rauhbein schlagen sich abenteuerlich durchs australische Outback.

23.11.2015

Von che

Australier, die es im Filmbiz zu etwas bringen wollen, gehen besser früher als später nach Hollywood. Drei von ihnen sind nun allerdings in die alte Heimat zurückgekehrt, um kraft ihres Renommees und Starruhms den Beweis zu erbringen, dass man auch down under ganz großes Kino machen kann. Mit „Australia? zielen Nicole Kidman, Hugh Jackman („X-Men?) und Regisseur Baz Luhrmann („Moulin Rouge?) auf die Dimension von „Vom Winde verweht?.

Wie es sich für ein Nationalepos gehört, geht die Reise in die Vergangenheit. Im ominösen Jahr 1939 eilt die zickige Adlige Sarah Ashley (Kidman) von England nach Australien, wo es sich ihr Ehemann als Farmer offenbar allzu gut gehen lässt. Doch als sie eintrifft, ist der Gatte just ermordet worden, und so bleibt der Lady nichts übrig, als sich dem ungeschlachten Viehtreiber Drover (Jackman) anzuvertrauen. Tausende Rinder müssen durchs unwirtliche Outback zur Verladung in die Hafenstadt Darwin getrieben werden, was ein konkurrierender Rinderbaron mit allen Mitteln zu sabotieren trachtet.

Historischer Hintergrund ist Australiens Verwicklung in den zweiten Weltkrieg, die 1942 in der ? von Luhrmann opulent als Showdown inszenierten ? Zerstörung Darwins durch einen japanischen Luftangriff kulminierte. Doch fällt dem offiziellen Australien zugleich die Rolle des Schurken zu. Zehntausende Aborigine-Kinder, meistens Mischlinge, wurden in dieser Zeit (und bis in die siebziger Jahre hinein) ihren Müttern weggenommen und in Umerziehungslager gesteckt ? eine rassistische Schandtat, die vor ein paar Jahren bereits der Film „Long Walk Home? aufgegriffen hat. In „Australia? repräsentiert diesen Part mit großen schwarzen Kulleraugen der Waisenjunge Nullah (Newcomer Brandon Walters), den die von mütterlichen Gefühlen überwältigte Lady Ashley vor seiner Verschleppung bewahren will.

Anders als in „Long Walk Home? ist die politische Anklage in „Australia? aber nicht viel mehr als ein dekorativer Tupfer. Überzeugender ist der Film, wenn sich Regisseur Luhrmann in ungeniert altmodischer Manier dem Genre-haften Erzählen hingibt. Die ungelenke Ankunft der blasierten Aristokratin im rauen Hinterland ist ein komödiantisches Kabinettstückchen. Parallel vermischen sich grandiose Landschaftsbilder, ironisch unterhöhlter Kitsch und epische Momente zu einem Western, wie man ihn so kraftvoll in den letzten 20 Jahren wohl nicht mehr im Kino gesehen hat ? Anspielungen auf Klassiker von „Red River? bis „Spiel mir das Lied vom Tod? inbegriffen.

Leider kann Luhrmann dieses hohe Unterhaltungs-Niveau nicht bis zum Ende halten. Denn neben einem Abenteuerfilm will „Australia? auch noch Liebesschnulze, Kriegsdrama, mystisches Märchen und Geschichtslektion sein ? und bricht unter dieser Last zusammen. Viel zu viele Erzählstränge und Motive liegen irgendwann unverbunden nebeneinander und können am Ende bloß noch durch ein Sperrfeuer an stereotypen Wendungen zusammengeführt werden. Schade. Bis zur Mitte durfte man „Australia? in einem Atemzug mit „Vom Winde verweht? nennen.

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