Jungs und Mädchen machen als Autobahnraser die Straßen unsicher: Deutschlands Antwort auf "The Fast and the Furious".

Autobahnraser

Jungs und Mädchen machen als Autobahnraser die Straßen unsicher: Deutschlands Antwort auf "The Fast and the Furious".

24.11.2015

Ein „Cooler? ist so ziemlich das Gegenteil von cool. Bernie Lootz zum Beispiel ist ein geborener Loser, dem das Pech in so großen Klumpen am Stiefel klebt, dass auch seine Umwelt ihren Teil davon abkriegt. In einem Spielkasino in Las Vegas hat der Typ mit dem Franz-Müntefering-Scheitel dennoch seine Bestimmung gefunden. Wann immer an einem Tisch eine Glückssträhne heraufzieht, macht er durch seine bloße Anwesenheit dem Lauf ein Ende.

Doch dann wendet sich aus heiterem Himmel das Blatt. Die hübsche Natalie, deren Traum vom Glamourgirl als Tresenkraft endete, zerrt Bernie in eine leidenschaftliche Affäre. Sehr zum Verdruss seines Chefs, denn als Mütchen-Kühler beim Roulette ist der neu geborene Glückspilz plötzlich ein glatter Versager.

Ob dieses Szenario irgendeinen Realitätsgehalt hat, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass Debüt-Regisseur Wayne Kramer daraus eine überaus reizende Romanze mit verquerem Charme und tragischen Tücken zimmert. Dafür bürgen in erster Linie die Schauspieler. William H. Macy („Fargo?) mischt seine bewährten Loser-Attribute (Dackelblick, schleppender Gang) so ungelenk wie anrührend mit Liebhaber-Qualitäten. Der dafür Oscar-nominierte Alec Baldwin gibt grandios den Kasinobesitzer Shelly, der seine Schäfchen wahlweise bemuttert oder ihnen die Kniescheibe zertrümmert. Und zwischen beiden schwebt mit bodenständigem Liebreiz und unklaren Absichten die noch kaum bekannte Maria Bello („Coyote Ugly?).

Doch auch die Geschichte selbst ist immer wieder für Überraschungen und clever eingefädelte Nebenepisoden gut. Als soziales Fundament fungiert der Versuch windiger Investoren, Shellys schon etwas abgewetztes, aber grundehrliches Kasino in einen schrillen Glitzerpalast zu verwandeln. So schlängelt sich der Film äußerst elegant zwischen harter Reportage über das gnadenlose Glücksspiel-Business und einer immer märchenhafter werdenden Lovestory hindurch. Und er glänzt mit einer der der schönsten Sexszenen, die das amerikanische Kino je zustande gebracht hat.