Kriminalität

Automat der Volksbank in Sulz gesprengt – Täter flüchtig

Durch zwei Explosionen wurde am frühen Mittwochmorgen der Vorraum komplett zerstört. Bewohner in Wohnungen darüber spürten die Detonationen, verletzt wurde niemand. Die bislang unbekannten Täter flohen mit einem Kombi. Anwohner und Passanten reagierten fassungslos. Die Schadenshöhe ist unklar.

17.05.2023

Von Cristina Priotto

Ein Bild der Verwüstung bot sich am Mittwochmorgen im Bereich der Sulzer Volksbank-Filiale in der Unteren Hauptstraße: Bislang unbekannte Täter hatten in der Nacht gegen 3.50 Uhr zwei Sprengsätze entzündet, um sich Zugang zum Vorraum des Kreditinstituts zu verschaffen und die zwei Geldautomaten zu sprengen. Augenzeugen berichteten von vier maskierten Tätern, die anschließend mit einem hochmotorisierten Fahrzeug über die Vöhringer Steige mutmaßlich über die Autobahn in unbekannte Richtung entkamen. Offen ist, ob die Einbrecher Beute machten und wenn ja, wie viel Geld fehlt.

Mit als Erster bemerkte Wolfgang Heidepriem die Sprengung: Der Rentner wohnt in einer der Wohnungen im Dachgeschoss links neben dem Haupteingang: „Ich wurde durch zwei Explosionen wach, das Haus vibrierte leicht. Ich dachte gleich an eine Sprengung“, schildert Heidepriem. Beim Blick aus dem Fenster entdeckte der Senior das mutmaßliche Täterfahrzeug und sah zwei maskierte Personen aus dem Gebäude rennen. „Es qualmte, und ich hatte Angst und habe das Fenster zu und das Licht ausgelassen“, beschreibt der Mühlheimer die bangen Minuten nach dem Vorfall. Nach einer ersten Bestandsaufnahme richteten die Detonationen in der Wohnung offenbar keinen Schaden an.

Bilder des gesprengten Volksbank-Geldautomaten in Sulz

Nach Informationen der Polizei ereignete sich die Tat in der Unteren Hauptstraße in Sulz gegen 4 Uhr. Mehrere Anwohner wurden durch die Sprengung aus dem Schlaf gerissen. Wie ein Pressesprecher der zuständigen Polizei Konstanz sagte, habe eine Zeugin vier maskierte Täter wahrgenommen.
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Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Ex...
Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Explosion. Bild: Cristina Priotto

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In ähnlichen Fällen wie in Empfingen  im vergangenen Dezember lag der Sachschade...
In ähnlichen Fällen wie in Empfingen im vergangenen Dezember lag der Sachschaden sogar höher als die Summe der Bargeld-Beute. Bild: Cristina Priotto

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Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Ex...
Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Explosion. Bild: Cristina Priotto

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Rot-weißes Flatterband der Polizei um den Eingang der Sulzer Volksbank-Filiale l...
Rot-weißes Flatterband der Polizei um den Eingang der Sulzer Volksbank-Filiale lässt keinen Zweifel: Hier ist ein Tatort. Bild: Cristina Priotto

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Rot-weißes Flatterband der Polizei um den Eingang der Sulzer Volksbank-Filiale l...
Rot-weißes Flatterband der Polizei um den Eingang der Sulzer Volksbank-Filiale lässt keinen Zweifel: Hier ist ein Tatort. Bild: Cristina Priotto

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Die Spurensicherung war am Vormittag in der Sulzer Volksbank-Filiale tätig. Bild...
Die Spurensicherung war am Vormittag in der Sulzer Volksbank-Filiale tätig. Bild: Cristina Priotto

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Die Spurensicherung war am Vormittag in der Sulzer Volksbank-Filiale tätig. Bild...
Die Spurensicherung war am Vormittag in der Sulzer Volksbank-Filiale tätig. Bild: Cristina Priotto

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Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Ex...
Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Explosion. Bild: Cristina Priotto

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Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Ex...
Zerborstene Scheiben und weit verstreute Splitter dokumentieren die Wucht der Explosion. Bild: Cristina Priotto

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Melis Stoffel wohnt mit ihrer Familie auf der anderen Straßenseite: „Als ich die Explosionen hörte, dachte ich zuerst an Böller. Es war extrem laut“, erzählt die zweifache Mutter. Beim Blick aus dem Fenster sah Stoffel drei Täter im Freien. „Ich war im Schock, als ich die Räuber sah und wollte wegen der Kinder nicht selbst raus“, gab die junge Frau zu Protokoll.

Siegfried Holst, Anwohner aus der Bergstraße, hörte den Knall und den Polizeihubschrauber ebenfalls und wie ein Fahrzeug die Vöhringer Steige hochpreschte.

Sigrid Reihling, ebenfalls Anwohnerin der Unteren Hauptstraße, passiert die Stelle mit einer Enkelin und blickt fassungslos auf das Trümmerfeld. „Ich nahm nachts einen Wumms wahr und dachte, das sei ein Traum“, erzählt die Rentnerin.

Während Kriminaltechniker und die Polizei inmitten eines Meeres aus Glasscherben in dem stark in Mitleidenschaft gezogenen Vorraum Spuren sicherten, befragten anderen Polizeibeamte Nachbarn und ließen sich Fotos und Handyvideos von der nächtlichen Sprengstoffattacke und dem Raubüberfall zeigen.

Marcel Ferraro, Pressesprecher vom Polizeipräsidium Konstanz, machte sich vor Ort ein Bild. Auf Nachfrage sagte der Kommunikationsmanager am späten Mittwochvormittag: „Wir können die Zahl der Täter und das Fahrzeugmodell noch nicht bestätigen.“ Laut Polizei handelte es sich um einen schwarzen Kombi. Eine Fahndung nach den Einbrechern sei sofort eingeleitet worden, allerdings trotz des Einsatzes eines Polizeihubschraubers ohne Erfolg. Die Schadenshöhe steht bislang noch nicht fest.

Die Sulzer Volksbank-Filiale wird nach der Sprengung voraussichtlich zwei oder drei Wochen nicht vor Ort zur Verfügung stehen. Die zirka 15 Mitarbeiter wurden auf andere Filialen verteilt oder arbeiten per Laptop im Home-Office. Die nächsten Standorte sind in Vöhringen, Bochingen und Dornhan. Bilder: Cristina Priotto

Die Sulzer Volksbank-Filiale wird nach der Sprengung voraussichtlich zwei oder drei Wochen nicht vor Ort zur Verfügung stehen. Die zirka 15 Mitarbeiter wurden auf andere Filialen verteilt oder arbeiten per Laptop im Home-Office. Die nächsten Standorte sind in Vöhringen, Bochingen und Dornhan. Bilder: Cristina Priotto

Carsten Brüner, Vorstandsmitglied der Volksbank Rottweil, konnte keine Aussagen zur Geldmenge machen, die sich zum Zeitpunkt der Sprengung in dem Tresor befand. „Die Technik ist jedenfalls komplett kaputt“, informierte Brüner. Die Geldscheine in den Automaten sind durch Farbkartuschen gesichert, so dass die Banknoten im Falle eines Aufbruchs durch Farbe unbrauchbar werden. Etwas Geld fehlte, wie viel die Diebe entwendeten, konnte das Kreditinstitut noch nicht sagen. Glassplitter flogen durch die Druckwelle durch das komplette Erdgeschoss, in einigen Büros im hinteren Bereich fielen einige Deckenplatten herab, und die Aluprofile einiger Fenster wurden herausgedrückt. Die 15 Beschäftigten können ihre gewohnten Arbeitsplätze voraussichtlich mindestens zwei bis drei Wochen lang nicht nutzen und wurden auf andere Standorte verteilt oder arbeiten im Home-Office. „Die Sachschäden bezahlen die Versicherung und wir, aber die eigentlich Leidtragenden sind die Kunden, da wir vorerst keine Bargeldversorgung in Sulz organisieren können“, sagte Carsten Brüner. Mehrfach bekam Brüner von älteren Menschen Überweisungsformulare in die Hand gedrückt und die ratlose Frage gestellt: „Wie und wo soll ich jetzt meine Bankgeschäfte erledigen?“ Die nächsten Volksbank-Filialen befinden sich von Sulz aus in Vöhringen, Bochingen und Dornhan.

Bankgebäude erst 2019 saniert

Die Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Rottweil in Sulz war erst vor vier Jahren für rund 700000 Euro umgebaut worden. Damals wurden das Foyer mit den Geldautomaten und dem Kontoauszugsdrucker sowie der Schalterbereich versetzt, mehrere neue Glaswände eingezogen und die Bank mit den höchsten Sicherheitsstandards ausgestattet. Gegen die Zerstörungskraft von Sprengstoff half dies aber nichts.

Sehr viele Neugierige und Passanten machen sich seither ein Bild von dem komplett zerstörten Eingangsbereich. Reaktionen wie „Ich bin schockiert“ oder „Da wohnen doch Menschen darüber, das macht mich fassungslos“ waren oft zu hören. Bürgermeister Jens Keucher eilte ebenfalls zum Tatort: „Die Skrupellosigkeit der Täter erschüttert mich“, sagte Keucher.

Info Die Polizei bittet Personen, die Hinweise zur Tat, den Tatverdächtigen, zum Verbleib des Tatfahrzeugs oder zu einer früheren Beobachtung in der Nähe des Tatorts machen können, dies bei der Kriminalpolizeidirektion Rottweil unter Telefon 0741/4770 oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.

Es ist nicht der erste Überfall dieser Art

Erst im Dezember des vergangenen Jahres wurde ein Volksbank-Automat in Empfingen gesprengt. Allerdings wurden die mutmaßlichen Täter im Ausland gefasst. Anfang Januar dann flog der Geldautomat in Rottenburg-Hailfingen mitten in der Nacht in die Luft, bislang gab es in diesem Fall noch keine Festnahme. Aber: Dort wurde durch die Wucht der Sprenger der angrenzende Dorfladen schwer beschädigt.

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Erstellt:
17.05.2023, 08:57 Uhr
Aktualisiert:
17.05.2023, 13:12 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.05.2023, 13:12 Uhr

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