Kriminalität
Automat der Volksbank in Sulz gesprengt – Täter flüchtig
Durch zwei Explosionen wurde am frühen Mittwochmorgen der Vorraum komplett zerstört. Bewohner in Wohnungen darüber spürten die Detonationen, verletzt wurde niemand. Die bislang unbekannten Täter flohen mit einem Kombi. Anwohner und Passanten reagierten fassungslos. Die Schadenshöhe ist unklar.
Ein Bild der Verwüstung bot sich am Mittwochmorgen im Bereich der Sulzer Volksbank-Filiale in der Unteren Hauptstraße: Bislang unbekannte Täter hatten in der Nacht gegen 3.50 Uhr zwei Sprengsätze entzündet, um sich Zugang zum Vorraum des Kreditinstituts zu verschaffen und die zwei Geldautomaten zu sprengen. Augenzeugen berichteten von vier maskierten Tätern, die anschließend mit einem hochmotorisierten Fahrzeug über die Vöhringer Steige mutmaßlich über die Autobahn in unbekannte Richtung entkamen. Offen ist, ob die Einbrecher Beute machten und wenn ja, wie viel Geld fehlt.
Mit als Erster bemerkte Wolfgang Heidepriem die Sprengung: Der Rentner wohnt in einer der Wohnungen im Dachgeschoss links neben dem Haupteingang: „Ich wurde durch zwei Explosionen wach, das Haus vibrierte leicht. Ich dachte gleich an eine Sprengung“, schildert Heidepriem. Beim Blick aus dem Fenster entdeckte der Senior das mutmaßliche Täterfahrzeug und sah zwei maskierte Personen aus dem Gebäude rennen. „Es qualmte, und ich hatte Angst und habe das Fenster zu und das Licht ausgelassen“, beschreibt der Mühlheimer die bangen Minuten nach dem Vorfall. Nach einer ersten Bestandsaufnahme richteten die Detonationen in der Wohnung offenbar keinen Schaden an.
Melis Stoffel wohnt mit ihrer Familie auf der anderen Straßenseite: „Als ich die Explosionen hörte, dachte ich zuerst an Böller. Es war extrem laut“, erzählt die zweifache Mutter. Beim Blick aus dem Fenster sah Stoffel drei Täter im Freien. „Ich war im Schock, als ich die Räuber sah und wollte wegen der Kinder nicht selbst raus“, gab die junge Frau zu Protokoll.
Siegfried Holst, Anwohner aus der Bergstraße, hörte den Knall und den Polizeihubschrauber ebenfalls und wie ein Fahrzeug die Vöhringer Steige hochpreschte.
Sigrid Reihling, ebenfalls Anwohnerin der Unteren Hauptstraße, passiert die Stelle mit einer Enkelin und blickt fassungslos auf das Trümmerfeld. „Ich nahm nachts einen Wumms wahr und dachte, das sei ein Traum“, erzählt die Rentnerin.
Während Kriminaltechniker und die Polizei inmitten eines Meeres aus Glasscherben in dem stark in Mitleidenschaft gezogenen Vorraum Spuren sicherten, befragten anderen Polizeibeamte Nachbarn und ließen sich Fotos und Handyvideos von der nächtlichen Sprengstoffattacke und dem Raubüberfall zeigen.
Marcel Ferraro, Pressesprecher vom Polizeipräsidium Konstanz, machte sich vor Ort ein Bild. Auf Nachfrage sagte der Kommunikationsmanager am späten Mittwochvormittag: „Wir können die Zahl der Täter und das Fahrzeugmodell noch nicht bestätigen.“ Laut Polizei handelte es sich um einen schwarzen Kombi. Eine Fahndung nach den Einbrechern sei sofort eingeleitet worden, allerdings trotz des Einsatzes eines Polizeihubschraubers ohne Erfolg. Die Schadenshöhe steht bislang noch nicht fest.
Bankgebäude erst 2019 saniert
Die Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Rottweil in Sulz war erst vor vier Jahren für rund 700000 Euro umgebaut worden. Damals wurden das Foyer mit den Geldautomaten und dem Kontoauszugsdrucker sowie der Schalterbereich versetzt, mehrere neue Glaswände eingezogen und die Bank mit den höchsten Sicherheitsstandards ausgestattet. Gegen die Zerstörungskraft von Sprengstoff half dies aber nichts.
Sehr viele Neugierige und Passanten machen sich seither ein Bild von dem komplett zerstörten Eingangsbereich. Reaktionen wie „Ich bin schockiert“ oder „Da wohnen doch Menschen darüber, das macht mich fassungslos“ waren oft zu hören. Bürgermeister Jens Keucher eilte ebenfalls zum Tatort: „Die Skrupellosigkeit der Täter erschüttert mich“, sagte Keucher.
Info Die Polizei bittet Personen, die Hinweise zur Tat, den Tatverdächtigen, zum Verbleib des Tatfahrzeugs oder zu einer früheren Beobachtung in der Nähe des Tatorts machen können, dies bei der Kriminalpolizeidirektion Rottweil unter Telefon 0741/4770 oder jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.
Es ist nicht der erste Überfall dieser Art
Erst im Dezember des vergangenen Jahres wurde ein Volksbank-Automat in Empfingen gesprengt. Allerdings wurden die mutmaßlichen Täter im Ausland gefasst. Anfang Januar dann flog der Geldautomat in Rottenburg-Hailfingen mitten in der Nacht in die Luft, bislang gab es in diesem Fall noch keine Festnahme. Aber: Dort wurde durch die Wucht der Sprenger der angrenzende Dorfladen schwer beschädigt.