Eine großartige Schauspielerin in einem großen kleinen, poetisch-sozialrealistischen Film.

B-Happy

Eine großartige Schauspielerin in einem großen kleinen, poetisch-sozialrealistischen Film.

24.11.2015

Von Peter Ertle

B-Happy

Dieser Film hat im Gegensatz zu anderen auf diesem Festival gezeigten Streifen noch keine bedeutenden Preise bekommen. Er beschreibt sich im Titel selbst als B-Movie. Seine Ästhetik hat wenig heutiges und schon gar nichts trendiges an sich, eher erinnert er an den italienischen Neorealismo.

Die Story ist uralt: Ein Mensch, hier eine 14-Jährige in einer armen chilenischen Küstenstadt, wird von einem Schicksalsschlag nach dem anderen getroffen, steht schließlich ganz alleine da. Was im Einzelnen passiert, ist mitunter etwas vorhersehbar. Und dann will Drehbuchschreiber und Regisseur Gonzalo Justiniano auch noch jede Schicksalseventualität in diesen einen Fall unterbringen.

Es spricht also das meiste gegen diesen Film und trotzdem sind die meisten anderen gegen diesen einen getrost zu vergessen. Denn er hat mit Manuela Martelli eine unglaublich gute Schauspielerin, die fast keine Miene verzieht, aber in ihrer undurchdringlichen Stoik jede Gefühlsregung zu spielen weiß. Er hat Poesie, Sinn für die kleinen Details und dafür, was gezeigt und was besser nur angedeutet wird. Er rührt und kommt doch ohne Sentimentalität aus. Ein Fade-out lässt jede Einzelszene ins Schwarze versinken, ein Fade-in bringt jede neue Szene ans Licht. Filmische Kajalstifte, metaphysische Trauerränder, die diesen aktuellen Stoff zu einem etwas verblichenen Märchen aus uralten Tagen verzaubern und es ist ja auch ein Märchen vom armen Kind und der Welt, die nur noch „ein Stück faul Holz? ist, wie es bei Georg Büchner einmal heißt.

Doch Heldin Kathy, diese Kreuzung aus armem Hasen und der irdischen Spielart einer Heiligen, „organisiert? energisch ihre erste Liebe, nimmt auch sonst, was ihr vom Leben blieb, in die Hand und steuert auf ihren bisherigen Horizont zu. Dahinter geht es bekanntlich weiter.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Markus 11.05.200412:00 Uhr

Großes Kino aus Chile. Die Schicksalsschläge fühlt der Zuschauer mit.
Beeindruckend, traurig, hoffnungsvoll.