Horb/Freudenstadt · Straßenbau

B28: Baumpieper, Feldlerche und Fassnacht prägen Anhörung

Untersuchung zum Artenschutz vorgestellt, Bürger und Behörden zum Neubau der B28 zwischen Seehaus und Horb angehört.

19.12.2019

Von Frank Wewoda

Gerhard Fassnacht zeigte sich als Brückenvisionär. Archiv: Wewoda

Gerhard Fassnacht zeigte sich als Brückenvisionär. Archiv: Wewoda

Zwischen der neu entstehenden Horber Hochbrücke (siehe oben) und der Anschlussstelle Horb-Bittelbronn der von Freudenstadt in östlicher Richtung bis genau hierher ausgebauten B28 klafft eine kilometerlange Fernstraßen-Ausbau-Lücke. Die dürfte nach Fertigstellung der Hochbrücke den Horbern wie den Durchfahrenden noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten und viele Nerven kosten, wenn sich Autos und Laster an der für den erwarteten Verkehr derzeit nicht ausgelegten Aral-Kreuzung so stauen könnten wie aktuell nur in der Neckarstraße der Kernstadt.

Wie gut, dass nun immerhin die Vorplanung zum Lückenschluss in Ost-West-Richtung von Freudenstadt her allmählich vorankommt: Im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Freudenstadt war der Neubau des Abschnitts zwischen Grünmettstetten-Seehaus und Rauher Stich – bekannt durch die übereinander liegenden beiden Kreisverkehre beim Käppeleshof – das Thema: Dabei ging es um die frühzeitige Beteiligung, vor allem der durch den Straßenneubau betroffenen Kommunen und deren Behörden, Grundstücksbesitzer und Naturschützer beim „Scoping-Verfahren“. Bei dem dürfen sie alle bereits erste Bedenken und Anregungen zur in einem sehr frühen Stadium befindlichen Planung, das als „Voruntersuchung“ bezeichnet wird, offiziell äußern. Auch die allgemeine Öffentlichkeit ist zum Termin zugelassen, darf sich ebenfalls zu Wort melden und ihre Beiträge später im offiziellen Protokoll lesen.

Warum diese moderierte Anhörung behördlich so verheißungs- wie geheimnisvoll als „Scoping“ bezeichnet wird erschließt sich eher nicht. Gerhard Fassnacht, Horber CDU-Stadtrat, Altheimer Landwirt und Kreisvorsitzender des Landesbauernverbands, ergriff jedenfalls die Gunst der Stunde in Freudenstadt und meldete sich zu Wort. Dabei schlug er eine ganz neue Variante für den Neubau der Bundesstraße 28 vor für das bei diesem Termin diskutierte Teilstück.

Ein gewaltiges Brückenbauwerk, das sich ab Rauher Stich
in Richtung Rexingen aufspannt, sieht Fassnacht als visionäre Alternative, die zu weniger Flächenverbrauch führen würde, der
dem Landwirt ein besonderer Dorn im Auge ist.

Höfliches Interesse an Vorschlag

Die Behördenvertreter nahmen den Vorschlag höflich zur Kenntnis und zu Protokoll, versprachen sogar, ihn zu untersuchen. Ein Anruf bei Axel Speer, Leitender Baudirektor beim Regierungspräsidium Karlsruhe und damit Herr über die Planung für den Neubau der Bundesstraße 28, bringt jedoch am nächsten Tag Klarheit: „Wir gehen davon aus, dass das keine großen Chancen auf Realisierung hat.“ Sechs Varianten der Planung stellte der Bauherr in Freudenstadt öffentlich vor.

Der Erkenntnisgewinn an diesem Tag bezog sich vor allem darauf, dass die bisher vorgenommene „Umweltverträglichkeitsprüfung“, die der Tübinger Ingenieur Burchard Stocks ausführlich vorstellte, wichtige Argumente für die neueren Planungsvarianten fünf und sechs liefert.

Bei diesen Varianten sind längere Trassen vorgesehen, die jedoch Bestände und Brutstätten der hier vorkommenden, gemäß Roter Liste als gefährdet eingestuften Vogelarten des Baumpiepers und der Feldlerche schonen. Die Vögel würden durch die
anderen vier Varianten beeinträchtigt werden – bei den Planern schrillen da gleich alle Alarmglocken, weil niemand am Ende des Planfeststellungsverfahrens etwa eine Normenkontrollklage durch Naturschützer riskieren möchte, die den Bau erheblich verzögern könnte.

„Rechtssicherheit für den Bauherrn“ nannte Stocks daher als erklärtes Ziel seines Tuns gegenüber Gerhard Fassnacht, der den Artenschutz als wichtig bezeichnete – er sei jedoch nicht an jeder Stelle und gegenüber jeder Art gleich wichtig, so Fassnacht. Der Horber Stadtrat kritisierte den höheren Flächenverbrauch der Varianten 5 und 6. Für Variante 6 signalisierte auch der Vertreter des Nabu bei der Anhörung in Freudenstadt die größte Zustimmung.

Rückbau der K4706 im Gespräch

Diese Varianten verband Stocks mit der Aussicht darauf, die K4706 zwischen Altheim und dem Käppeleshof zurückzubauen und zu rekultivieren – was nicht jeden Altheimer freuen dürfte. Peter Klein verwies diesbezüglich für die Stadt Horb auf die noch ausstehende Verkehrsuntersuchung, die vor solchen Diskussionen erst Auswirkungen der neuen B28 auf das nachgelagerte Straßennetz aufzeigen müsse.