Titelträume

„Bad Boys“ planen den nächsten Coup

Als Europameister gehört das deutsche Team zum Favoritenkreis. Um im Finale von Paris zu triumphieren, muss für die Spieler von Dagur Sigurdsson aber vieles zusammenpassen.

12.01.2017

Von SEBASTIAN SCHMID

Die deutschen Handballer feierten mit ihrem Trainer Dagur Sigurdsson den Titel bei der EM 2016 in Polen. Nun soll das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte folgen. Foto: Witters

Die deutschen Handballer feierten mit ihrem Trainer Dagur Sigurdsson den Titel bei der EM 2016 in Polen. Nun soll das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte folgen. Foto: Witters

Rouen. Als Andreas Wolff vor ziemlich genau einem Jahr davon sprach, dass die deutschen Handballer bei der Europameisterschaft den Titel holen können, wurde er für seine Aussage nur müde belächelt – zum Teil sogar von den eigenen Teamkollegen. Wie die Geschichte ausging, ist bekannt: Deutschland wurde in Polen tatsächlich sensationell Europameister. Und Wolff konnte sich hinstellen und sagen, dass er es von Anfang an gewusst hat.

Vor der Weltmeisterschaft in Frankreich zeigte sich der Keeper des THW Kiel genauso überzeugt von der Stärke der deutschen Auswahl wie vor der EM: „Alle sind gierig und wollen eine tolle Weltmeisterschaft mit dem Titel am Ende spielen.“ Doch dieses Mal wird Wolff für seine Aussage nicht belächelt. Als Europameister und Bronzemedaillensieger von Rio hat sich das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der Weltspitze zurückgemeldet und gehört zum Favoritenkreis auf den WM-Triumph am 29. Januar im Finale in Paris. Erster Anwärter auf den Endspielsieg ist aber Gastgeber und Titelverteidiger Frankreich.

Sigurdssons Abschiedsturnier

Für Sigurdsson wird das Turnier das letzte als Bundestrainer sein. Der Isländer, der im Sommer 2014 die DHB-Auswahl übernommen und seitdem zu neuer Stärke geführt hat, wird die japanische Nationalmannschaft übernehmen. Auf der einen Seite ist es sicherlich keine glückliche Situation, dass der Abschied des Erfolgscoachs bereits fest steht. Auf der anderen Seite ist das Team unter dem 43-Jährigen zu so einer eingeschworenen Mannschaft gereift, dass die Spieler besonders motiviert sein werden, ihm einem gebührenden Abschied zu bereiten.

Auch sonst mangelte es an Nebenschauplätzen beim DHB vor dieser WM nicht. Die Nachfolge von Sigurdsson ist weiter ungeklärt, aussichtsreichste Kandidaten sind Christian Prokop (DHfK Leipzig) und Markus Baur (TVB Stuttgart). Zudem sorgte wie schon vor der WM 2015 in Katar der Streit um die TV-Übertragung für Unmut und Unruhe (siehe Infokasten).

Verletzungen und Absagen

Personell könnte es ebenfalls besser aussehen. Dass Spieler verletzt fehlen, ist für Sigurdsson nichts Neues. Auch vor der EM im vergangenen Jahr musste er auf zahlreiche, eingeplante Stützen verzichten. Dieses Mal werden unter anderem die Linkshänder Steffen Weinhold (THW Kiel) und Fabian Wiede (Füchse Berlin) ausfallen. Zudem sagten Christian Dissinger (THW Kiel), Henrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen) und der Balinger Spielmacher Martin Strobel wegen der zuletzt zu hohen Belastung für die WM ab. Damit fehlen Sigurdsson fünf wichtige Europameister.

Trotzdem ist der breit aufgestellte Kader um Kapitän Uwe Gensheimer stark genug, um auch in Frankreich zumindest bis ins Halbfinale vorzustoßen. Die Gruppe C, die in der Normandie in Rouen ausgespielt wird, mit dem Auftakt morgen gegen Ungarn (17.45 Uhr), Chile (So./14.45), Saudi-Arabien (Di./17.45), Weißrussland (Mi. 17.45) und zum Abschluss Kroatien (Fr. 17.45) stellt keine große Hürde dar, zumal die ersten vier Teams der vier Gruppen ins Achtelfinale einziehen.

Die richtige „Welle“ erwischen

Spätestens ab der dann stattfindenden K.o.-Runde kommt es darauf an, ob die „Bad Boys“ die von Sigurdsson immer wieder propagierte „Welle“ erwischt haben. So bezeichnet der Erfolgscoach es, wenn vieles zusammenkommt: die richtige Einstellung und Taktik, die spielerische Leichtigkeit, die notwendige Konzentration, die Kaltschnäuzigkeit in engen Phasen und am Ende auch das nötige Quäntchen Glück – also alles, was in Polen gepasst hat und Deutschland letztlich den Titel beschert hat.

Die deutschen Handballer haben seit dem Triumph viel Selbstvertrauen getankt und sich den Respekt der Gegner verdient. Dieses Mal ist Andreas Wolff nicht der Einzige, der Deutschland den Titel-Gewinn zutraut.

Grafik: swp

Grafik: swp

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Erstellt:
12.01.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 12.01.2017, 06:00 Uhr

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