Von jeder Kultur etwas

Badminton-Spielerin Ellen Mahenthiralingam hat Wurzeln in Sri Lanka, Kanada, Deutschland und Wales

Fast wäre dieser Artikel gar nicht zustande gekommen. Denn auf die erste TAGBLATT-Kontaktanfrage hat Ellen Mahenthiralingam nicht reagiert: „Ich dachte, das wäre ein Scherz.“

16.11.2016

Von David Scheu

Zwei Semester in Tübingen, eine Saison in der Badminton-Regionalliga: Ellen Mahenthiralingam (vorne) im Doppel mit Boi Nhi Do von der SG Metzingen/Tübingen. Bild: Grundler

Zwei Semester in Tübingen, eine Saison in der Badminton-Regionalliga: Ellen Mahenthiralingam (vorne) im Doppel mit Boi Nhi Do von der SG Metzingen/Tübingen. Bild: Grundler

Also fragte die 20-jährige Tübinger Studentin erst mal nach bei Ralf Ortinau, dem Leiter der Metzinger Badmintonabteilung. Dabei gibt es durchaus gute Gründe, sie zu portraitieren: Zu Jugendzeiten spielte die Waliserin sogar für die Badminton-Nationalauswahl ihres Landes und ist aktuell amtierende walisische Meisterin im gemischten Doppel.

Ihre Nationalität hätte aber nicht zwangsläufig britisch sein müssen, denn Mahenthiralingam ist eine echte Internationale: Geboren wurde sie in Kanada, aufgewachsen ist sie in Wales, wo der Vater noch heute an der Universität Cardiff als Professor lehrt. Und ihr Name verweist auf noch zwei weitere Wurzeln: Die Oma stammt aus Deutschland (daher der Vorname), der Opa aus Sri Lanka (daher der Nachname). „Dort gibt’s nur einen Namen, deshalb sind die da etwas länger“, sagt die 20-jährige. Und worüber definiert sie sich am meisten? „Ich glaube, ich habe von allen kulturellen Prägungen ein bisschen was.“

Der Bezug zu Deutschland könnte in nächster Zeit aber zunehmen. Denn seit September wohnt sie in Tübingen, um dort an der Uni zwei Auslandssemester in ihren Fächern Englisch und Germanistik zu absolvieren. Währenddessen schlägt sie für die SG Metzingen/Tübingen in der Badminton-Regionalliga auf. Warum? „Ich wollte nicht so weit fahren und bin es gewohnt, dort zu spielen wo ich wohne“, sagt Mahenthiralingam, die die letzten beiden Jahre an ihrem Studienort Nottingham spielte.

Sportlich sei es die richtige Entscheidung gewesen: „Das Niveau hier ist sehr gut.“ Und auch das Drumherum gefällt ihr: „Die Leute hier geben sich wirklich viel Mühe, bei den Heimspielen auch eine gute Stimmung zu schaffen.“ Einziges kleines Manko: Mit ihrer bisherigen sportlichen Bilanz im SG-Trikot ist sie nicht ganz zufrieden. „Ich hätte mehr Spiele gewinnen können, das nervt schon etwas“, sagt Mahenthiralingam rückblickend auf die bisherigen fünf Saisonspiele. Im Einzel gab´s für sie drei Siege und zwei Niederlagen, im Doppel umgekehrt. Aber da sie ja zwei Semester in Deutschland studiert und daher bis August 2017 in Tübingen wohnen wird, bleibt noch die Rückrunde nächstes Jahr, um die Bilanz aufzubessern. Bei dem einjährigen Gastspiel wird´s aber definitiv bleiben: Dann geht es zurück nach Nottingham, wo sie ihr Studium abschließen wird.

Badminton will sie auch dann noch weiter spielen – eigentlich tut sie das, seit sie denken kann. Angefangen mit ihrem Lieblingssport hat sie mit sieben Jahren, wobei damals noch längst nicht klar war, wohin die Reise geht: „Ich mag Sport generell und habe in meiner Schulzeit fast alle Sportarten mal durchprobiert.“ Hockey, Basketball, Leichtathletik und vieles mehr. Warum sie sich dann auf Badminton fokussiert hat? „Es ist ein schneller Sport. Außerdem erfordert er eine sehr anspruchsvolle Mischung aus technischem Können und körperlicher Fitness.“ Gerade bei letzterer sieht Mahenthiralingam noch Verbesserungspotential. Und geht deshalb neben den drei wöchentlichen Trainingseinheiten mehrmals zusätzlich ins Fitnessstudio. Zufrieden ist sie indessen schon mit ihrem Aufschlag und Offensivspiel: „Ich liebe es, anzugreifen.“

Tübinger Altstadt sticht Nottingham aus

In Tübingen hat sich Ellen Mahenthiralingam bestens eingelebt. „Ich habe viele Freunde gefunden und nette Mitbewohner.“ Mit diesen wohnt sie in einer Wohngemeinschaft in der Altstadt. „Die gefällt mir besonders“, sagt sie – vor allem, da sie aus Nottingham ein eher modernes Stadtbild im industrialisierten Zentrum Englands gewohnt sei. „Da hat es nicht so viele alte Gebäude. Besonders jetzt im Herbst ist hier in Tübingen eine schöne Atmosphäre“.

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Erstellt:
16.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 16.11.2016, 01:00 Uhr

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