Tübingen

Bringt uns das weiter?

Die Tübinger CDU-Kreisrätin und Notärztin Lisa Federle berichtete im Kreistag von Erlebnissen, in denen Frauen und sie selbst belästigt und beleidigt wurden („In Sorge um die Frauen“, 12. Mai).

24.05.2018

Von Andrea Le Lan, Tübingen

Frau Dr. Federle wurde im Zug sexuell belästigt. Frauen haben nachts Angst, männliche Asylbewerber treten teilweise mit einem anderen Frauenbild auf. Leserbriefe interpretierten die Andeutungen, wie es sich die AfD wünscht: Das Problem sind die Asylbewerber!

So, so. Worauf stützt sich diese Einschätzung? Ist es das gebrochene Deutsch oder die türkische Abstammung? Bringt uns das weiter? Nein! Gegen sexuelle Gewalt hilft konkretes Handeln. Wenn ich im Zugabteil sexuell bedroht werde, mache ich eine Anzeige! Ein Polizist, der dann sagt, das werde sowieso nicht verfolgt, leistet dem Misstrauen in den Staat Vorschub. Nur ein starker, vertrauenswürdiger Staat aber ist in der Lage, Schwächere zu schützen.

Frau Müller hat richtig gehandelt! Sie hat den Mann angezeigt, der sie verletzt hat. Wie häufig Menschen, auch zugewanderte, die in Ämtern, in der Pflege, bei der Polizei oder im Rettungswagen arbeiten, Opfer von Gewalt werden, wissen wir nicht, nur dass ihre Zahl offensichtlich zunimmt.

Laut Prof. Joachim Bauer fühlen sich immer mehr Bürger nicht mehr als Teil einer sozialen Gemeinschaft, interessieren sich nicht mehr für die anderen und sehen in jedem Träger einer Uniform oder Dienstkleidung ein Objekt von Feindseligkeit und Hass. Vor ihnen müssen wir geschützt werden! Dazu gehört genügend Personal, und dazu gehört als Erstes, dass die Arbeitgeber endlich einmal alle Fälle von Gewalt genau und systematisch dokumentieren. Tut das die Präsidentin des DRK-Kreisverbandes Tübingen?

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Erstellt:
24.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 43sec
zuletzt aktualisiert: 24.05.2018, 01:00 Uhr

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